Zur Sache: Das trojanische Pferd

Wir bekommen laufend Anfragen für Medienpartnerschaften. Partnerschaft tönt immer gut. Aber was meint man damit?

In den Anfragen wird munter mit Management- und Marketingausdrücken um sich geschmissen. Die ganze Litanei wird runtergebetet: Win-win-Situation, Effizienzsteigerung, Synergiegewinn, positiver Imagetransfer, Kommunikationsoptimierung, zielgruppenadäquates Umfeld etc. etc.

Das simple Wort Partnerschaft kann viele Bedeutungen haben. Neben der erwähnten Medienpartnerschaft gibt es eine Partnerschaft für den Frieden, die stammt von der Nato. Es gibt Städtepartnerschaften, erkenntlich an den Schildern, die in unseren Nachbarländern jeweils prominent am Ortseingang platziert sind und darauf hinweisen, dass zum Beispiel die Goethe- und Universitätsstadt Ilmenau eine Städtepartnerschaft mit Tirgu Mures in Rumänien und Blue Ash in den USA betreibt. Interessant zu wissen. Eingetragene Partnerschaften sind seit einigen Jahren bekannt und um politisch korrekt zu bleiben, gibt es auch noch gleichgeschlechtliche Partnerschaften.

Fragen wir doch mal Wikipedia, was eine Partnerschaft ist. Dort heisst es «Unter einer Partnerschaft versteht man eine gleichzeitig sexuelle und soziale Gemeinschaft zwischen zwei Menschen» und weiter «In einem engeren Sinne bezeichnet Partnerschaft auch die Selbstverpflichtung, die zwei Menschen, die sich auf gleicher Augenhöhe begegnen, in einer auf dauerhaften Bestand angelegten sexuellen Beziehung eingehen». Wenn wir die sexuelle Komponente mal auf der Seite lassen, dann kommen wir der Sache schon näher. Es geht um Dinge wie «Gemeinschaft» um «Dauerhaftigkeit» und um «gleiche Augenhöhe».

Was bedeutet das nun übertragen auf eine Medienpartnerschaft? Eine solche kann sehr wohl sinnvoll sein. Viele kulturelle und sportliche Anlässe wären zum Beispiel nicht möglich, wenn öffentlichrechtliche oder private Medien diese nicht unterstützen würden, indem sie auf diese Veranstaltungen hinweisen und auch indem sie darüber berichten.

Bei einer Fachzeitschrift sieht das aber anders aus. Wenn wir das ganze Marketing-Geschwurbel mal auf der Seite lassen, geht es bei sehr vielen Anfragen nur um eines: Ein kommerzielles Unternehmen will Kosten sparen. Man möchte Anzeigenraum zur Verfügung haben, aber nichts dafür bezahlen. Der Partner kriegt dann grosszügigerweise eine Logopräsenz auf der Einladung und eine solche an der Veranstaltung. Warum kommt mir nur das Wort Abzockerei in den Sinn? Oder der Stammtischkalauer: Partnerschaft heisst, dass der Partner schafft?

Pierre C. Meier, Chefredaktor pc.meier@werbewoche.ch
 

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