Zur Sache: kein Aprilscherz

Was vor einigen Jahren noch undenkbar gewesen wäre, aber seit geraumer Zeit von Branchenexperten erwartet wurde, ist eingetreten.

Die Publigroupe verkauft ihr historisches Kerngeschäft Publicitas und zieht sich aus dem Printmarkt zurück, um eine konsequent digitale Strategie zu fahren.

Das wird nicht der letzte Schritt gewesen sein. Bis spätestens 2016 will sie ihre noch existierenden Medienbeteiligungen verkaufen. Dank diesen Devestitionen werden mehr als 60 Millionen Franken zur Verfügung stehen, um durch Akquisitionen in den zur neuen Strategie passenden Bereichen die Publigroupe wieder wachsen zu lassen.

Nach Bekanntwerden des Verkaufs stiegen die Publigroupe-Aktien am Mittwoch bis 11 Uhr um satte 27,2 Prozent. Diese Zahl muss man relativieren, sank doch der Wert der Aktie im Gesamtjahr 2013 um insgesamt 37,9 Prozent. Die Börseneuphorie zeigt aber, wie unzufrieden die Aktionäre mit der ehemals allmächtigen Publigroupe waren. Zig Millionen wurden in den vergangenen Jahren in den Sand gesetzt, man verlochte Geld in angeblich erfolgversprechenden Projekten im Ausland und eine Strategieänderung jagte die andere.

Zur unglücklichen Strategie dazu kam dann auch noch der markante Rückgang der Werbeinvestitionen im Printbereich, der ehemaligen Goldgrube der Publigroupe. Trotz Veräusserung vieler Immobilien schwächelten die finanziellen Ergebnisse. Schuld daran waren die anhaltend schlechten Ergebnisse des Geschäftsbereiches Media Sales – sprich Publicitas. Nun hat sich die Publigroupe von ihrem Klotz am Bein befreit und kann optimistischer in die Zukunft blicken. Ob die rosig sein wird, werden wir sehen. Einfacher wird es auf alle Fälle.

Der Käufer der Publicitas ist die Münchner Firma Aurelius. Eine börsenkotierte Beteiligungsgesellschaft die – so der Eintrag auf ihrer Website – auf die «Übernahme von Unternehmen mit Entwicklungspotenzial durch operative Begleitung spezialisiert ist». Und weiter heisst es auf: «Durch Kapitalzuschüsse, neue strategische Weichenstellungen und operative Begleitung erreichen wir für unsere Tochtergesellschaften eine positive Entwicklung und sichern ihre Zukunft.» Noch wichtiger ist aber das, was Donatus Albrecht, Vorstand M&A der Aurelius, an der Medienkonferenz am Mittwoch auf die Frage antwortete, warum ausgerechnet Aurelius glaube, die Publicitas wieder zum Erfolg führen zu können. Langjährige Eigentümer täten sich oft schwer, auf Marktveränderungen zu reagieren, meint er. «Wir sind nicht intelligenter als die heutigen Eigentümer, aber unbelastet.» Und weiter: «Härtere Entscheidungen sind möglich.» Wenn das mal nicht eine klare Ansage ist. Es scheint aber, dass Publicitas-CEO Bandle seine Strategie nun auch mit der vollen Unterstützung der Eigentümer umsetzen kann. Wir sind gespannt und drücken die Daumen.

Pierre C. Meier, Chefredaktor pc.meier@werbewoche.ch
 

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