Zur Sache: Schweigen im Walde

Vor zwei Wochen schrieb ich hier: «Was heute in der Fernsehforschung abläuft, gleicht einer Schmierenkomödie. Publikation ja, Publikation nein, Publikation vielleicht, Publikation nein, Fragenkataloge, superprovisorische Verfügung, teilweises Publikationsverbot, teilweise Publikation, Ergänzung zur superprovisorischen Verfügung, gänzliches Publikationsverbot.»

Heute sind wir immer noch gleich weit. Schweigen herrscht im Walde und man merkt, dass keiner der Beteiligten das Fach Krisenkommunikation auch nur in Ansätzen beherrscht. Im Gegenteil. Alle sind auf Tauchstation. Man will nichts hören, nichts sehen und auch nichts sagen. Die bekannten drei Äffchen lassen grüssen. Männiglich hofft auf das ersehnte Wunder, niemand wagt Forderungen zu stellen. 

Vielleicht sollten mal einige Grossinserenten (oder aber auch Sender, die mit den Zahlen einverstanden sind) eine Klage einleiten, denn die Situation wird immer unhaltbarer. Okay, die Inserenten haben eine Leistungsgarantie, falls sich die zum Teil schlechten Zuschauerzahlen dann irgendwann vielleicht wirklich bewahrheiten sollten. Es stellt sich dann nur die Frage, wann diese Kompensationsspots dann überhaupt ausgestrahlt werden können. Unbegrenzte Möglichkeiten in der Primetime gibt es nicht und kein Kunde wird es akzeptieren, wenn seine Spots dann morgens um 3 Uhr ausgestrahlt werden müssen. Das kann teuer werden.

Vollkommen unverständlich ist die Haltung des Bakom. Wo bleibt deren Aufsichtsfunktion? Man lässt die Dinge einfach schlittern. So scheint es wenigstens von aussen. Aber eben, auch hier ist die Fähigkeit zur Krisenkommunikation sicher nicht vorhanden.

Jetzt hat sich auch Professor Matthias Steinmann zu Wort gemeldet (Danke Nick Lüthi und Monsieur Digital vom Blog Good Morning Media Switzerland). Für die, die es nicht wissen, Steinmann war lange Jahre der Forschungsleiter der SRG und der Erfinder des bisherigen Telecontrol- und immer noch aktuellen Radio-Control-Systems. Ein Mann mit einer immens grossen Erfahrung im TV-Forschungsbereich. Wer nun aber meint, dass er aus persönlichen Gründen auf methodische Probleme hinweist, liegt falsch. Steinmann ist heute Pensionär, renoviert Schlösser und nach langen juristischen Querelen mit der GfK gibt es für ihn weiss Gott keinen Grund, ein neues, anderes, System schlechtzumachen. Die Ausführungen von Steinmann sind im Detail auf unserer Website zu finden. Wer sich für die Problematik interessiert, soll sie sich bitte zu Gemüte führen, denn Steinmann führt einige wichtige Punkte ins Feld. Darunter auch Punkte, die vielleicht als Zwischenlösung zur Debakelbehebung dienen könnten.

Pierre C. Meier, Chefredaktor
pc.meier@werbewoche.ch
 

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