Zur Sache: Medienvielfalt

Mein Editorial der letzten Ausgabe hiess «Zwängerei ». Für diejenigen, die es nicht gelesen haben: Es ging wieder einmal um das Dauerbrenner-Thema Presseförderung. Ein Thema, das vor allem von den Links- und Mitteparteien immer wieder gebracht wird.

Das Argument ist immer das gleiche: das Zeitungssterben und damit die gefährdete Medienvielfalt. Für die Herren und Frauen Nationalräte scheint die Sache klar zu sein. Die Motion der Staatspolitischen Kommission, die vom Bundesrat rasch neue Modelle zur staatlichen Presseförderung fordert, wurde mit 51 Prozent Ja-Stimmen verabschiedet, 44 Prozent waren dagegen und 5 Prozent enthielten sich der Stimme.

Dass sich diese Haltung nicht mit der unserer Leserinnen und Leser deckt, war zu erwarten. Deren Verdikt war so eindeutig wie noch nie. 93 Prozent meinten, dass Direktzahlungen an die Medien immer auch einen Eingriff in die publizistische Freiheit zur Folge hätten und deshalb abzulehnen seien. Nur gerade 7 Prozent waren der Ansicht, dass Direktzahlungen eine gute Massnahme seien, da die Branche ihre Probleme selbst nicht lösen könne.

Warum diese Diskrepanz? Es wäre billig, zu sagen, dass unsere Politiker abgehoben am Volke vorbei entscheiden. Es ist viel schlimmer. Einige wissen einfach nicht, um was es geht. Andere wissen es sehr wohl, aber sie lassen sich ihre Intentionen dadurch nicht kaputt machen. Der Staat soll bitte schön die Medien an die Kandare nehmen, sie kontrollieren und damit den Bürger vor sich selbst schützen. Gewissermassen Meinungsprävention. Und das alles unter dem Deckmantel der Qualitätssicherung.

Etwas geht immer wieder vergessen: Gewisse Politiker und Medienkritiker sprechen immer von einer Gefährdung der Medienvielfalt. So einfach ist die Sache aber nicht. Es gab zwar in den letzten Jahren einen Rückgang von sogenannt unabhängigen Zeitungen, aber gleichzeitig gab es eine Vielzahl von neuen Medien. Und auch die Vielfalt war noch nie so gross. Medien wie Radio, Lokalfernsehen, Internet- Newsportale, Blogs, Twitter etc. tragen heute ebenfalls zur politischen Meinungsbildung bei. Dass nur die klassische Tageszeitung diese Aufgabe erfüllen kann, ist eine rückwärts gerichtete Betrachtungsweise von Leuten, die nicht begriffen haben, dass das Informationsverhalten der Bürgerinnen und Bürger sich halt geändert hat, ob es ihnen nun passt oder nicht. Der heutige Mediennutzer entscheidet selbst, welche Medien er für seine Meinungsbildung nutzen will. Die Tagespresse ist eines davon. Förderung braucht diese nur durch bessere Rahmenbedingungen, nicht durch eine direkte Presseförderung.

Pierre C. Meier, Chefredaktor
pc.meier@werbewoche.ch
 

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