Zur Sache: Shitstorm oder Skandal?

Gemäss Wikipedia bezeichnet der Terminus Shitstorm im deutschen Sprachraum ein Internet-Phänomen, bei dem sachliche Kritik von zahlreichen, unsachlichen Beiträgen übertönt wird und sich zumeist gegen grosse Konzerne und vereinzelt gegen Einzelpersonen richtet.

Um was geht’s denn? Auf Tagesanzeiger.ch erschien diese Woche ein Artikel, wonach SRG-Direktor Roger de Weck beschuldigt wird, die SRG-Kritikerin Natalie Rickli unter Druck zu setzen. Ausgangspunkt für den Artikel waren Äusserungen, die Klaus Kappeler, seines Zeichens CEO von Goldbach und damit Arbeitgeber der umtriebigen Nationalrätin, in einem Interview mit dem Tages-Anzeiger machte.

Der Artikel generierte innerhalb weniger Stunden mehr als 250 Kommentare. Wen wundert das, denn es kommen zwei absolute Reizworte drin vor: SRG und SVP. Wie man es von Online-Kommentaren gewohnt ist, umfassen diese das ganze Spektrum von Pro und Kontra von ausgewogen und besonnen bis unter die Gürtellinie.

Der Artikel lässt einige Fragen offen. Was steckt hinter dem Artikel? Warum erscheint er gerade jetzt? Immerhin hat das Gespräch zwischen de Weck und Kappeler scheinbar Anfang Februar stattgefunden. Warum sollte de Weck überhaupt mit Goldbach zusammenarbeiten wollen (Kappeler: «Er würde auch gerne mit uns zusammenarbeiten. »), er hat ja schliesslich die Publisuisse. Warum wollte de Weck gegenüber dem Tages-Anzeiger keine Stellung nehmen. Immerhin sind es happige Anschuldigungen, die im Raum stehen. Und auch die Antwort des SRG-Sprechers Daniel Steiner «Diese Aussagen sind absurd» sind nicht gerade aufschlussreich. Sind das alles nur Nachwehen der Wahl von de Weck? Immerhin gab diese Wahl ziemlich zu reden, akzeptiert wurde de Weck eigentlich nur von der SP und der CVP, die SVP schoss aus allen Rohren gegen den «EU-Turbo im Quadrat», so der Zürcher SVP-Nationalrat und Auns-Geschäftsführer Hans Fehr damals gegenüber der SDA.

Falls die Aussagen von Kappeler stimmen sollten, und von dem muss man bis zum Gegenbeweis ausgehen, dann ist dies alles eine Riesenschweinerei, denn Druckversuche seitens der gebührenfinanzierten SRG gegenüber einzelnen Politikern oder privatwirtschaftlichen Unternehmen der Medienbranche sind völlig inakzeptabel. Ich bin gespannt, wie die ganze Sache weitergeht, denn so stehenlassen kann man das alles nicht. Die SRG wäre gut beraten, hier möglichst rasch Klarheit zu schaffen.

Pierre C. Meier, Chefredaktor
pc.meier@werbewoche.ch
 

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