Zur Sache: Online first?

Seit 25 Jahren gab es den BZ-Preis für Lokaljournalismus. Nach der Übernahme der Espace Media durch die Tamedia schien der Preis an Interesse zu verlieren.

Viele betrachteten den Preis als reines Marketing-Tool und so manche Zeitung berichtete gar nicht über den Preis, höchstens dann vielleicht, wenn einer ihrer Journalisten oder Journalistinnen die Auszeichnung gewann. Zu stark ist halt das Konkurrenzdenken und der Futterneid in unserer Branche.

2010 wurde der Preis neu positioniert. Neben der Kategorie Print und der Pressefotografie gab es nun auch die Kategorien Radio, Fernsehen und On¬line. Die Preissumme pro Kategorie wurde auf 20 000 Franken erhöht. Die Auszeichnungen erhielten den Namen Diamant. Als «Schweizer Preis für Lokaljournalismus Print.Online.TV.Radio» lancierte ihn die Fondation Reinhardt von Graffenried mit viel Elan. Eine hochkarätige Jury wurde gesucht und gefunden.

Letzte Woche dann der grosse Tag der Verlei¬hung. Mehr als 700 geladene Gäste fanden sich im Stadttheater Bern ein, um die Preisträger zu feiern. Wie Guido Albisetti, Stiftungsratspräsident der Fondation Reinhardt von Graffenried und CEO der Von-Graffenried-Gruppe, in seiner Begrüssungsansprache ausführte, sei der Lokaljournalismus die Königsdisziplin des journalistischen Schaffens. Es war eine richtige Feier mit Glamour und Musik. Nicht zu vergleichen mit der doch eher spiessigen und steifen Verleihung der letzten Jahre. Nachher wurde dann im voll besetzten Kornhauskeller gefeiert bis in die frühen Morgenstunden.

Die stolzen Sieger in den einzelnen Kategorien waren: Sabine Kuster (Aargauer Zeitung) in der Kategorie Print, Stefan Kohler (DRS 1) für Radio und Matthias Achermann (Tele M1) für TV. Der Swiss Press Photo Award ging an Christian Lutz und der bekannte Fotograf René Burri erhielt den Swiss Press Photo Lifetime Achievement Award für sein Lebenswerk.

So weit, so gut. Doch was war mit der Kategorie Online? Hier wurde kein Preis verliehen, weil die journalistischen Kriterien an den Preis nur teilweise erfüllt waren, so die Jury. Schade. In einer Zeit, wo alles von Online spricht und die Online-Redaktionen aufgestockt oder mit den Print-Redaktionen zusam¬mengeführt werden, ist das erstaunlich. Waren die Beiträge wirklich so medioker oder haben sich die Online-Journis etwa gar nicht getraut, Beiträge einzureichen? Oder wurden die guten Geschichten eventuell in die Printausgabe gezügelt? Vielleicht klappt es nächstes Jahr besser, denn ein Preis würde den unter höchstem Druck arbeitenden Online-Journalisten gut tun. Es würde ihre Arbeit aufwerten.

Pierre C. Meier, Chefredaktor
pc.meier@werbewoche.ch
 

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