Zur Sache: Honi soit qui mal y pense!

Alles begann Anfang Oktober. Alena Gerber übernahm die Moderation von Usgang.tv. Das Plakat der kleinen Larissa, mit dem die Polizei, der TCS und die bfu bisher für Verkehrssicherheit warben, brachte die Macher von Usgang.tv auf die Idee, eine ähnliche Kampagne mit dem Ex-Playboy-Model Alena zu lancieren.

Alles begann Anfang Oktober. Alena Gerber übernahm die Moderation von Usgang.tv. Das Plakat der kleinen Larissa, mit dem die Polizei, der TCS und die bfu bisher für Verkehrssicherheit warben, brachte die Macher von Usgang.tv auf die Idee, eine ähnliche Kampagne mit dem Ex-Playboy-Model Alena zu lancieren. Das stiess dem TCS, der bfu und der Polizei sauer auf. Das Plakat sei ein Plagiat und deren Macher «unbedarft und fantasielos», hiess es. Usgang.tv musste darauf die Kampagne zurückziehen.
Zwei Wochen später wollte die Bild-Zeitung wissen, wie das Ex-Playmate als deutsche Moderatorin in der Schweiz denn so ankomme. Ausgerechnet SVP-Nationalrat Hans Fehr wurde von Bild befragt. Hier seine Antwort: «Für das nationale Bewusstsein und die helvetische Identität ist es wichtig, dass mediale Führungspersonen Schweizerdeutsch sprechen!»
Na ja, ob ein Job bei Usgang.tv, dem Internetfernsehen des Partyportals Usgang.ch, für «mediale Führungspersonen» die richtige Plattform ist, sei mal dahingestellt. Aber es ist ja auch nicht anzunehmen, dass Fehr mit seinen 62 Jahren ein regelmässiger Zuschauer von Usgang.tv ist. Das könnte noch eher der Fall sein beim 28-jährigen Erich Hess, dem Präsidenten der Jungen Schweizerischen Volkspartei (JSVP). Dieser meint dann auch sachkundig: «Alena Gerber hat eine typisch deutsche Arroganz! Auf Schweizer Sender gehören Schweizer Moderatoren. Sie soll sich eine Stelle in Deutschland suchen, nicht bei uns bleiben.»
Halali, die Hatz ist eröffnet! Bild titelt: «SVP-Politiker mobben deutsche Moderatorin», Blick entgegnet: «Moderatorin Alena: So falsch wie ihre Brüste». Im selben Stil geht es dann weiter.
Neue Runde: Alena schlägt dem Berner Jungpolitiker ein Treffen vor. Hess nimmt die Einladung an und schwänzt dafür sogar eine Stadtratssitzung (Soso!). Der SonntagsBlick spielt Gastgeber und die beiden Streithähne kommen sich näher: «Dass du ein Kavalier alter Schule bist, hätte ich nicht gedacht», meint Elena. Erich erwidert: «Bei so einer schönen Frau kann ich nicht widerstehen.» Ach wie schön!
Einen Tag drauf dann grosser gemeinsamer Auftritt bei TeleZüri. Markus Gilli ist von der vollbusigen Moderatorin sehr angetan und auch der SVP-Jungpolitiker scheint Kohle gefressen zu haben. Happyend?
Ich kann mir nicht helfen, die ganze Geschichte riecht für mich zu stark nach einer medialen Inszenierung. Lanciert wurde die Story von der deutschen Bild-Zeitung, die zum Axel-Springer-Konzern gehört. Usgang.tv gehört auch zu Springer. Honi soit qui mal y pense!
Auf alle Fälle ist Usgang.tv jetzt in aller Munde und man hat erreicht, was man wollte.
Pierre C. Meier, Chefredaktor
pc.meier@werbewoche.ch

Weitere Artikel zum Thema