Zur Sache: Heisser Herbst

Die Medienbranche steht vor einem wirtschaftlich harten, aber auch einem spannenden zweiten Halbjahr. Langjährige Geschäftsmodelle werden infrage gestellt, neue werden geplant. Alte Allianzen werden aufgekündigt, neue im Hintergrund geschmiedet. Produktionsabläufe werden unter die Lupe genommen und gestrafft. Personal wurde entlassen, man übt sich im Kostensparen. Aber nicht nur das: Redesigns und Relaunches sind angesagt.

Die Medienbranche steht vor einem wirtschaftlich harten, aber auch einem spannenden zweiten Halbjahr. Langjährige Geschäftsmodelle werden infrage gestellt, neue werden geplant. Alte Allianzen werden aufgekündigt, neue im Hintergrund geschmiedet. Produktionsabläufe werden unter die Lupe genommen und gestrafft. Personal wurde entlassen, man übt sich im Kostensparen. Aber nicht nur das: Redesigns und Relaunches sind angesagt.
Gewerkelt wird unter anderem an der Falkenstrasse, der Werdstrasse, aber auch an der Seefeldstrasse scheint sich einiges zu tun.
Die Neue Zürcher Zeitung schenkt sich im 230. Jahrgang ihres Bestehens einen neuen Auftritt. Aber nicht nur die Gestaltung soll neu werden, Änderungen wird es auch in der Blattarchitektur und in der Seitenabfolge geben. Neue Rubriken, neue Beilagen und ein aufgewerteter Börsen- und Meinungsteil sollen die Leserschaft des Traditionsblattes zufrieden- stellen. Ein ziemlich umfassender Relaunch also, vielleicht noch umfassender als der vor einem halben Jahrhundert, als die alte Tante sich von der Frakturschrift verabschiedete. Start der neuen NZZ soll am 23. September sein.
Ebenfalls im September plant der Tages-Anzeiger ein neues Konzept. Das schlingernde Flaggschiff soll mit einem 4-Bund-Konzept wieder in Fahrt kommen. Res Strehle, Co-Chefredaktor des Tages-Anzeigers, verriet in einem Interview mit der Zeitung Sonntag einige Details. Die Frontseite soll «grosszügig gelayoutet» sein, jeden Tag neu aussehen und so gestaltet sein, «dass man sie am liebsten als Poster an die Wand hängen möchte». Der Tageskommentar wird von der ersten auf die zweite Seite verschoben. Der Tagi werde dadurch aber nicht weniger politisch – im Gegenteil. Man wolle «als politische Zeitung mehr Gewicht bekommen». Der erste Bund wird anstelle von Kurzkommentaren vermehrt «leicht ironische» Kurzumfragen und kleine Geschichten enthalten. Die Meinungskolumne ist künftig auf der zweitletzten Seite des ersten Bundes zu finden. Der zweite Bund soll sowohl dem typischen Landzeitungsleser als auch dem urbanen Leser gerecht werden, so Strehle weiter. Die bisherigen Regionalausgaben werden darin integriert. Der dritte Bund umfasst die Bereiche Kultur, Leben und Wissen. Die Schlüsselressorts Sport und Wirtschaft bilden den vierten Bund.
Der neue Blick, den Ringier zum 50. Geburtstag der Boulevardzeitung im Oktober plant, soll wieder im grossen Format als Zweibundzeitung erscheinen. Härterer Boulevard und der Verzicht auf einen politisch allzu korrekten Kurs sollen nach unzähligen Relaunches endlich neue Leser und den Blick zu alter Blüte bringen.
Wir sind mal gespannt!
Pierre C. Meier, Chefredaktor
pc.meier@werbewoche.ch

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