Zur Sache: Totstell-Reflex

Die Medienbranche – nicht nur in der Schweiz, sondern auch international – stellt sich auf ein schwieriges Jahr 2009 ein. Gewisse Auguren meinen sogar, dass auch 2010 das Elend noch nicht ausgestanden sein werde. Im Gegenteil, es könnte sogar noch schlimmer werden.

Die Medienbranche – nicht nur in der Schweiz, sondern auch international – stellt sich auf ein schwieriges Jahr 2009 ein. Gewisse Auguren meinen sogar, dass auch 2010 das Elend noch nicht ausgestanden sein werde. Im Gegenteil, es könnte sogar noch schlimmer werden.
Im In- und Ausland werden deshalb Strategien überdacht, es wird Altgewohntes über Bord geworfen und Neues geplant. Man optimiert, redimensioniert und setzt den Rotstift ein. Gezwungenermassen, weil die Werbeeinnahmen auf breiter Front einbrechen.
Der Publicitas-Index fiel von 89,9 im Dezember auf 88,3 Punkte im Januar. Im Januar 2008 lag er noch bei 98,1 Punkten. Auf den ersten Blick ist das sicher dramatisch. Der Rückgang setzte aber nicht erst im letzten Jahr ein. Im Jahr 2002 lag der gleiche Index noch bei 123,7. Macht in sieben Jahren also einen Rückgang von 35,4 Indexpunkten. Ein stattlicher Wert, aber aufs Jahr umgerechnet eigentlich relativ harmlos. Aber es war ein stetiges Absinken. Man hat die Talfahrt kommen sehen. Doch niemand konnte voraussehen, wie rasant die¬se plötzlich wurde.
Momentan ist der Printbereich der grosse Leidtragende. Keiner weiss aber, ob in naher Zukunft auch andere Medien vom Rückgang betroffen sein werden. Profitieren von der gebremsten Ausgabefreudigkeit der Werbetreibenden werden Medien, die mit tieferen absoluten Kosten auftrumpfen können. Online zum Beispiel.
In den vergangenen Monaten wurden viele der geplanten Massnahmen der einzelnen Medienhäuser schon kommuniziert. Meistens in Form von mehr oder weniger klaren Absichtserklärungen oder möglichen Szenarien. Klare Informationen fehlten in den meisten Fällen. Das Buschtelefon lief heiss. Man sei am Strategien-Überprüfen, hiess es überall. Man werde zu gegebener Zeit dann schon informieren. Oft schien eine gewisse Ratlosigkeit zu herrschen. Man wusste, dass man etwas tun musste. Aber was ?
Die Zahl der medialen Baustellen ist gross. Es gibt jede Menge ungelöster Probleme. Ohne jeglichen Anspruch auf Vollständigkeit seien hier einige aufgeführt: Was geschieht mit dem Bund? Wie sieht die neue NZZ aus? Was macht der Tages-Anzeiger? Wohin entwickelt sich die Basler Zeitung? Was ist mit Le Matin und Le Matin bleu? Was passiert bei Cash? Was macht der Blick?
Momentan ist es verdächtig ruhig im Markt. Es scheint, wie wenn sich die Branche gewissermassen tot stellt. Alle scheinen darauf zu warten, dass jemand den ersten Schritt macht und nicht nur mögliche Strategien, sondern endlich auch Lösungen präsentiert. Was momentan fehlt, ist ein solcher Befreiungsschlag. Nur ein solcher kann den Totstellreflex aufheben. Hoffen wir wenigstens.

Pierre C. Meier, Chefredaktor
pc.meier@werbewoche.ch

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