Wahlkampfwende

Das Kollektiv «Einfach so» hat in Berlin hunderte Wahlplakate umgedreht und zur Neugestaltung freigegeben.

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Wer über die sozialen Medien den deutschen Wahlkampf ein wenig verfolgt, weiss: Er ist für alle Beteiligten kein Zuckerschlecken. Täglich werden (nicht aus Gründen der Belustigung) Wahlplakate des Grauens gepostet: Inhaltslos, angestrengt originell, anbiedernd, aufdringlich, hohl, grenzwertig, populistisch – selten auch kreativ und geistreich. Viele stören sich ab der erdrückenden Menge Köpfen und Slogans im öffentlichen Raum.

Beschädigung oder Entfernung sind keine Lösung, da antidemokratisch und illegal. Kreatives Adbusting mag für den Werbetreibenden ärgerlich sein, aber zumindest erheitert es die Passanten – so geschehen etwa jüngst bei der vieldiskutierten und oft-parodierten Kampagne von FDP-Kandidat Christian Lindner, die kurzerhand in eine H&M-Werbung umgestaltet wurde:

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28. Aug 2017 um 9:17 Uhr

Einen anderen Ansatz hat die Gruppe «Einfach so» in Berlin gewählt. Sie kehrt die Plakate kurzerhand um und gibt die weissen Flächen für kreative Betätigungen der Bevölkerung frei. Der Clou: Im Gegensatz zu allen anderen Eingriffen ist diese Aktion legal. Es handle sich dabei lediglich «um eine vorübergehende Veränderung des Erscheinungsbildes» und somit könne von Sachbeschädigung gemäss StGB Paragraph 303 II «keine Rede sein», so die Gruppe in einer Mitteilung. Die Polizei habe diese Annahme bestätigt: Keine Sachbeschädigung, keine Straftat. Und weiter:

«Wer also die Wahlplakate vor seinem Fenster nicht mehr sehen kann: Einfach umdrehen! Bewusst haben sie die Oberflächen frei gelassen, denn sie fragen sich und uns: Wie werden die Bürger die Flächen nutzen?»

Die Gruppe listet in einem offenen Brief an die Parteien und ihre Werbeagenturen mögliche Motive für ihre Wahlkampfwende auf – bekennt sich aber nur zu einem: Einfach so. (hae)

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Fotos: Einfachso.org

via: KFMW

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