Nachhaltiges Aphrodisiakum

Wenn sich ein Problem nicht einfach lösen lässt, ist Kreativität gefragt. Das Problem in diesem Fall: die Begeisterung der Chinesen für Aphrodisiaka die von bedrohten Arten stammen. Die kreative Lösung: ein pflanzliches Aphrodisiakum aus Kolumbien und seine geschickte Vermarktung.

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Der illegale Wildtierhandel hat seit Jahrhunderten bestand und erreicht heute einen geschätzten Umsatz von 19 Milliarden US-Dollar. Die Nachfrage nach Aphrodisiaka, die Zutaten von bedrohten Arten enthalten, ist eine der Triebfedern dieses Handels und hat zur Dezimierung von bedrohten Tieren und Pflanzen massgeblich beigetragen.

China ist ein bedeutender Markt für diese Aphrodisiaka. Hongkong bildet keine Ausnahme – sowohl mit seiner eigenen lokalen Nachfrage wie auch als Tor nach China.

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Das kolumbianische Ministerium für Umwelt und Nachhaltige Entwicklung wurde auf die Nachfrage nach heimischen Wildtierarten aufmerksam und wollte dem illegale Handel einen Riegel schieben. Mit diesem Vorhaben wandten sie sich an Geometrie Global Colombia, ihre Partneragentur seit 2014. Zur gleichen Zeit suchte Wild Bond Hong Kong, eine Gruppe, die sich für den Schutz gefährdeter Arten engagiert, nach Wegen, die Nachfrage nach den Wildtier-Aphrodisiaka zu reduzieren. Man tat sich zusammen und entwickelte einen interessanten Ansatz.

Anstatt das Verhalten der Wilderer zu verändern, zielten die Partner auf das Verhalten der Konsumenten. Diese sollte verändert werden, indem sie geschickt auf nachhaltige und umweltfreundliche Produkte «umgeleitet» werden.

Und Kolumbien hat die perfekte nachhaltige Zutat für das Projekt: Die Chontaduro-Frucht (zu Deutsch Pfirsichpalme), die als «Viagra der Natur» bekannt ist. Ihr wird eine stark aphrodisierende Wirkung nachgesagt, seit Jahrhunderten wird sie darum von den afro-kolumbianischen Gemeinden der Pazifikküste Kolumbiens verwendet.

Neue Produkte mit dieser Frucht zu erfinden und eine neue Marke zu kreieren, die den chinesischen Käufer ansprechen würde, war ein komplexes Unterfangen für die Agentur. Wild Bond Hong Kong ihrerseits verbreitete den Mythos der kolumbianischen Frucht beim chinesische «Publikum», stellte Nachforschungen über die Kanäle und den Handel mit illegalen Aphrodisiaka an. Alles, um dem Produkt eine möglichst hohe Glaubwürdigkeit zu sichern.

Mehrere Produkte wurden entwickelt, darunter Massage-Öl, Kerzen und ein Energy-Drink, und unter einem provokanten chinesischen Markennamen (She Shou Tao, bedeutet so viel wie «Orgasmischer Pfirsich») vermarktet.

Die Produkte sind in ausgewählten Geschäften und Massagesalons in Shenzhen, China erhältlich. Die Aktion scheint gut anzulaufen: Mehrere Tausend Produkte sind bereits an den Mann gebracht worden – Tendenz der Absatzzahlen: steigend. (nod)

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