CEO mit Digital-Antrieb

Olivier Rihs ist seit über zwölf Jahren in verschiedenen Funktionen für Scout24 Schweiz tätig, seit 2011 als CEO des grössten Schweizer Netzwerks von Online-Marktplätzen. Begonnen hat seine Erfolgsgeschichte bei Scout24, als er 2001 Job und Wohnung hinter sich liess, seine Möbel verkaufte und während elf Monaten Süd- und Nordamerika bereiste.

Seit April 2011 ist Olivier Rihs CEO des grössten Schweizer Netzwerks von Online-Marktplätzen (AutoScout24, MotoScout24, ImmoScout24 und Anibis.ch). Dabei hatte er seine Karriere nicht von langer Hand geplant. Vielmehr wuchs 2001 während seiner langen Reise in Südund Nordamerika in ihm der Wunsch, eine spannende Herausforderung anzupacken. «Ich wollte mich einem Projekt verschreiben, welches ich mit vollem Einsatz und viel Neugier angehen kann», sagt er – und man glaubt ihm das sofort. Der sportliche Mittvierziger strahlt ein gesundes Selbstbewusstsein aus, und seine fröhliche Offenheit wirkt authentisch, zumal diese von der Bereitschaft durchzogen ist, auch über Fehler und Fehlentscheidungen zu sprechen. «Fehler passieren nun mal, gerade in einer so schnell wachsenden und sich verändernden Branche», so Rihs. Er ermutige seine Mitarbeiter immer, auch wenn sie unsicher sind, lieber etwas zu versuchen als lange zu zögern. Denn aus Fehlern könne man lernen, tue man hingegen nichts, könne auch nichts entstehen.

Stets im Wandel

Vor der Tätigkeit für Scout24 waren digitale Technologien kein besonderer Schwerpunkt in Rihs Lebenslauf. Er hat an der Universität Lausanne ein Wirtschaftsstudium abgeschlossen und war fast zehn Jahre in der Automobilindustrie tätig, unter anderem als District Manager bei GM Suisse SA in Biel und Peugeot Suisse SA in Bern. Doch bald begann ihn das Digitale und alles, was damit zusammenhängt, zu faszinieren. Es gehe um die ständige Weiterentwicklung, so Rihs. Und genau das war es, was er gesucht hatte nach seiner langen Reise durch Südamerika.

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Die Anfänge von Scout24 Schweiz gehen in die Internet-Boom-Phase der neunziger Jahre zurück. 1995 hatte der Gründer Daniel Grossen bereits die Idee, Daten und Kleinanzeigen zu digitalisieren. Das Business entwickelte sich rasant. «Heute sind digitale Kleinanzeigen auf jedem Device in Responsive Design verfügbar», so Rihs. Scout24 Schweiz befindet sich aktuell im Besitz von Ringier Digital (56%) und des amerikanischen Finanzinvestors KKR (44%). Letzterem gehe es dabei nicht nur um die Rendite, sondern darum, die Unternehmung auf den nächsten Level zu heben. Beide Aktionäre treiben die Innovationen deshalb gezielt voran.

«Gegenüber Amerika hinken wir in der Digitalisierung in Europa, insbesondere in der Schweiz, sicher rund vier bis fünf Jahre hinterher», konstatiert Rihs. Dabei sehe man gleichzeitig, dass die Nutzung von Internet und mobilen Geräten in der Schweiz weltweit fast am höchsten sei. In vielen Unternehmen wiederspiegle sich das aber beispielsweise noch nicht in den Marketing-Budgets. Gerade mal rund 13 Prozent aller Werbeausgaben wurden im Jahr 2014 in digitale Bereiche eingesetzt. «Die Schweiz hat also einen gewaltigen Nachholbedarf», folgert Rihs. In diesem Umfeld versteht sich Scout24 als Treiber von digitalen Innovationen. Man wolle das Potenzial der digitalen Marktplätze und ihren Werbemöglichkeiten in den Fokus rücken, im Auto-, oder Immobilien-Bereich sowie mit Kleinanzeigen, so Rihs. Scout24 analysiert die Kundenwünsche und -bedürfnisse genau und versucht die verschiedenen Anspruchsgruppen clever miteinander zu verbinden. «Esgeht um Vernetzung und Innovation», fasst Rihs zusammen.

Um den digitalen Wandel voranzutreiben, sind gut ausgebildete Mitarbeitende nötig. Doch genau da sieht Rihs aktuell eine grosse Herausforderung: Nicht nur in der Schweiz, sondern weltweit finde man zu wenige Software-Ingenieure, zu wenige Spezialisten. Das Core Business wird von den rund 260 Mitarbeitenden in der Schweiz betrieben. Scout24 arbeitet aber auch dezidiert mit externen Kräften. Im Jahr 2008 habe man eine Firma in Vietnam gekauft, mit 30 Software-Ingenieuren. «Nicht weil es dort günstiger wäre, sondern weil wir dort genau die Leute mit den entsprechenden Fähigkeiten finden, die wir brauchen», betont Rihs. Seiner Meinung nach sind die Behörden verstärkt in der Pflicht, die Digitalisierung in der Schweiz zu begleiten und entsprechende Ausbildungen zu fördern. Denn die Software- Entwicklung sei nach wie vor eine männlich dominierte Branche. Aber er erkennt auch eine neue, erfreuliche Entwicklung: «Vor allem junge Frauen mit einer Affinität zu Technik beginnen bei uns vermehrt als Quereinsteigerinnen», erzählt Rihs.

Mit 40 000 Franken zum gesunden Unternehmen

Schnell ist der Aufbau von Scout24 bis zur heutigen Grösse nicht gegangen, dafür aber kontinuierlich und stabil. Ausserdem hat das Unternehmen als Start-up auch sehr klein gestartet. Gerade mal 40 000 Franken habe der Gründer als Investitions-Basis zur Verfügung gehabt, verrät Rihs.

Heute sind die rund 260 Mitarbeitenden bei Scout24 in einem grossen, modernen Gebäude tätig. Das Minergie-Haus liegt direkt neben einem grossen Feld und einer Gruppe Einfamilienhäuser, umgeben von Hügeln und Feldern. Die hohen Fensterfronten des Scout24-Gebäudes gewähren von jedem Büroplatz aus freie Sicht darauf. Flamatt, der Hauptsitz von Scout24, liegt mitten im Nirgendwo – so scheint es. Der Standort ist jedoch gut gelegen, sowohl für Mitarbeiter aus Freiburg und Bern wie auch aus Thun oder Lausanne. In der Anfangszeit sei der Standort bei der Personalrekrutierung kein Vorteil gewesen, so Rihs. Unterdessen kämen die Mitarbeiter aber gerne nach Flamatt, ob mit E-Bikes, dem Auto oder mit dem Zug – einige davon auch von Zürich. Dies nicht unbedingt wegen der idyllischen Umgebung, sicher aber wegen der generell ökologisch- gesunden Haltung der Führungsebene. So gibt es für die Mitarbeiter keinen Gratis-Kaffee, dafür aber Früchte. Die leuchtend farbigen Wände reflektieren das Licht verstärkt, so dass weniger Strom benötigt wird. Im Untergeschoss befindet sich ein grosses Fitness-Studio, und das Essen im Personalrestaurant sei ein besonderes Highlight, wie verschiedene Mitarbeiter bestätigen. Eine gut gelaunte, entspannte Stimmung schlägt dem Besucher schon vor dem Betreten des Gebäudes entgegen. Dies helfe auch in stressigen Zeiten. «Wir müssen sehr viel leisten, unsere Kunden haben hohe Ansprüche», betont Rihs. Er selber arbeitet gelegentlich auch von Zuhause aus, regelmässig auch an Wochenenden. Er sei und müsse sehr flexibel sein in der Gestaltung von Privatleben und Beruf, verrät er. Glücklicherweise habe er eine Familie, die hierbei voll hinter ihm stehe. Von seinen Mitarbeitern erwarte er deswegen auf keinen Fall, dass sie seine Mails am Wochenende beantworten. Trotz ambitionierten Zielen wird die Work-Life-Balance bei Scout24 gross geschrieben.

Ursina Maurer

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In Kürze
Seine Karriere bei Scout24 Schweiz hat Olivier Rihs 2002 als Chief Operation Officer (COO) begonnen. Im Jahr 2005 wurde er zum Direktor der Plattform AutoScout24 ernannt, diese Funktion hatte er bis ins Jahr 2009 inne. Zwischen 2009 und 2011 war Rihs als Chief Commercial Officer für die Marktplätze AutoScout24, MotoScout24, ImmoScout24 und JobScout24 verantwortlich. In dieser Position verantwortete er das gesamte Vertriebsbudget und das Wachstum der einzelnen Marktplätze, mit dem Ziel, die marktführende Position von AutoScout24 auszubauen und dieselbe Position bei ImmoScout24 und JobScout24 (in Kooperation mit Jobs.ch) zu erreichen. Olivier Rihs ist 45-jährig und Vater von zwei Kindern. Er ist in Biel aufgewachsen und französischer Muttersprache. Als passionierter Sportler spielte er früher intensiv Fussball und findet heute seinen Ausgleich in der Familie, beim Joggen, Skifahren und Golfspiel oder als Fan bei den Spielen des EHC Biel und als Sponsor des SC Bern, HC Fribourg-Gottéron und des Lausanne Hockey-Club.

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