Wieso WhatsApp 19 Milliarden wert ist

Ja, da kann es einem schnell schwindlig werden: sagenhafte 19 Milliarden Dollar für einen simplen, von einem ukrainischen Immigranten programmierten Kurznachrichtendienst. von Manuel P. Nappo

(Fun Fact: Im vergangenen Jahr stellte die US-Regierung 18 Milliarden Dollar für die Einwanderungsaufsicht bereit). 19 Milliarden. Eine Menge Geld, wenn man beachtet, dass Facebook für das Photosharing-App Instagram vor einem Jahr «nur» eine Milliarde zahlte. Von den Funktionalitäten her ist die App dabei recht einfach. Über die Smartphone-App WhatsApp können User Text- und Sprachnachrichten, Fotos oder Videos austauschen oder in Gruppen chatten. Doch der Social-Media-Gigant hat trotzdem gute Gründe dafür, eine solch hohe Summe für WhatsApp hinzublättern. Schauen wir mal genau hin.

WhatsApp hat heute mehr als 450 Millionen aktive Nutzer (70% davon nutzen die App täglich). Vor ein paar Monaten waren es gerade einmal 200 Millionen (bereits damals mehr als Twitter). Täglich kommen rund eine Million hinzu – kein anderer Online-Dienst wächst schneller. Das Unternehmen ist auf dem besten Weg, in den nächsten Jahren auf eine Milliarde Nutzer zu kommen. Wers einmal hat, kann und will nicht mehr ohne. Es ist simpel, praktisch und schnell. WhatsApp hat sich damit stark als SMS-Alternative etabliert. «Die Wahrheit ist, dass es sehr wenige Anwendungen gibt, die eine Milliarde Nutzer erreichen können», sagte Facebook-Gründer und CEO Mark Zuckerberg an der weltgrössten Mobilfunkmesse in Barcelona. Wissen Sie, wieviele Mitarbeiter ein Unternehmen mit 450 Millionen Kunden braucht? 55. (Zum Vergleich: Amazon hat 117 000 Mitarbeiter und «nur» 224 Millionen Kunden). 55 Mitarbeiter (davon sind 32 Software-Ingenieure) bewältigen rund 50 Milliarden Nachrichten pro Tag. Ein Entwickler pro 14 Millionen Nutzer.

Die Zahl, die Sie sich aber im Zusammenhang mit WhatsApp merken sollten, und der Grund, weshalb diese Transaktion einen Platz in der Werbewoche verdient hat, ist eine andere. Es ist die Zahl Null. 55 Mitarbeiter und kein einziger im Bereich Marketing oder PR. Seit der Gründung im 2009 hat WhatsApp eigenen Angaben zufolge null Dollar (ja, Sie haben richtig gelesen, null) in Marketing investiert. Die App hat sich durch ganz einfaches Word of Mouth verbreitet. Oder wie haben Sie davon erfahren? «Werbung ist Beleidigung Ihrer Intelligenz und die Unterbrechung Ihres Gedankengangs», so Whats- App-Gründer Jan Koum auf seinem Blog. Ein kritischer Gedanke, den wir nicht ignorieren dürfen. Denn WhatsApp beweist: Mund-zu-Mund-Propaganda ist die erfolgreichste Werbung überhaupt. Und nichts kann die globale Mund-zu-Mund-Propaganda so anregen wie Social Media. Ist Ihr Unternehmen bereit dafür?

Manuel P. Nappo, Studienleiter CAS Social Media Management HWZ Hochschule für Wirtschaft Zürich. www.fh-hwz.ch/smm
  

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