«Der duale Weg – eine absolut geniale Sache»

Corinne Meyer, Jahrgangsbeste der Verkaufsfachleute 2012, über die Vorzüge der Einbindung von Theorie und Praxis, Lernen um fünf Uhr in der Früh und Zweifel-Beseitigung in der Vorbereitungsphase.

Gratulation, Frau Meyer, Sie sind mit einer Durchschnittsnote von 5,1 die Jahrgangsbeste aller 304 frischgebackenen Verkaufsfachleute. Haben Sie damit gerechnet?
Nein, überhaupt, nicht, das war eine absolute Überraschung für mich! Gut, während der Schulzeit auf die Verkaufsfachleute-Prüfung hin bewegte ich mich meistens im obersten Viertel, aber mit dieser Auszeichnung hätte ich nie gerechnet.

Sie sind gleichzeitig die erste Gewinnerin des neuen Swiss Marketing Junior Sales Award. Wo kommt die Statue von Ivo Soldini hin?
Ich denke, dass ich sie bei mir im Büro hinstellen werde.

Sie arbeiten im Bereich der Verpackungsmaschinen und haben Ihre KV-Lehre bei einer Transportsicherungsfirma gemacht. Nicht gerade ein typisch feminines Einsatzgebiet. Was fasziniert Sie an der Welt der Maschinen?
Tatsächlich ging es bei all meinen Jobs bisher ziemlich technisch zu und her. Ich versetze mich gerne in solche Themen hinein. Langweilig wird das nie – jede Maschine ist wieder etwas anders gebaut und hat ihre ganz eigenen Spezifikationen.

Was tun Sie genau im Verkaufs-Innendienst der Hünenberger Multivac Export AG?
Hauptsächlich unterstütze ich unsere Verkäufer im Aussendienst und stehe manchmal auch im direkten Kontakt mit unseren Kunden. Hauptsächlich geht es bei mir darum, Abläufe und Termine so zu takten, dass alles zur Zufriedenheit im Aussendienst läuft.

Was hat Sie dazu bewogen, die Weiterbildung zur Verkaufsfachfrau einzuschlagen?
Mein mittel- oder langfristiges Ziel ist es, einmal Leiterin eines Verkaufs-Innendienstes zu sein oder eventuell auch im Aussendienst tätig zu werden. Dazu ist der Verkaufsfachleute-Fachausweis ein sehr gutes Papier.

Heute werden akademische Titel schon fast inflationär vergeben. Was sprach bei Ihrem Entscheid für den dualen Weg?
Eine Weiterbildung, die Theorie und Praxis gleichsetzt, finde ich für die Berufswelt viel sinnvoller. Das hilft uns Jungen auch, das Gelernte gleich am Arbeitsplatz umzusetzen. Wenn ich ein Fazit ziehen sollte, dann dieses: Der duale Weg – eine absolut geniale Sache.

Aber auch ein Weg, den man sich hart verdienen muss. Wie haben Sie Arbeit und Schule aneinander vorbeigebracht?
Ich habe während der ganzen rund 15-monatigen Schulzeit zu hundert Prozent gearbeitet. Das war schon hart; immerhin war montags und mittwochs am Abend Schule angesagt, dazu oft auch am Samstag. Plus natürlich bis zu sechs Stunden Hausaufgaben pro Woche. Ich entschied mich für das volle Arbeitspensum, weil ich mit beispielsweise einem freien Tag pro Woche wohl nicht sehr viel produktiver gewesen wäre in schulischer Hinsicht. Und der Entscheid fiel auch aus finanziellen Gründen.

Welche Lern-Tipps können Sie geben?
Man muss wissen, welcher Lern-Typ man ist. Ich bin der auditive Typ, ich muss Lernstoff vor allem hören und kann ihn dann am besten verarbeiten. Ferner habe ich herausgefunden, dass ich am frühen Morgen am besten lerne. So habe ich während der Vorbereitung auf den Fachausweis oft schon zwischen 7 und 8 Uhr morgens gelernt; als es auf die Prüfung zuging, bin ich einige Male bereits um 5 Uhr morgens aufgestanden, um zu büffeln.

In der Doppelbelastung Arbeit/Schule leidet wohl der Freundeskreis etwas, oder?
Das war schon so. Mein Kollegenkreis musste ziemlich zurückstecken, auch für Sport blieb wenig Zeit. Anfangs reichte es noch für regelmässiges Aerobic, doch in den letzten drei Monaten vor der Prüfung musste ich auch das aufgeben. Aber für meine Familie habe ich mir immer Zeit genommen.

Was raten Sie Leuten in der Weiterbildung, wenn mal der grosse Durchhänger kommt?
Ich kannte und kenne das Gefühl natürlich auch. Man fürchtet sich manchmal davor, dass man es trotz grossem Einsatz und vieler Entbehrungen nicht schaffen könnte.

Und wie lautet Ihr Rezept dagegen?
Ganz einfach: durchhalten, durchhalten, durchhalten. In Luzern zum Erfolg Corinne Meyer, 24, hat bei der Wohlener Transportsicherungsfirma Strapex eine KV-Lehre absolviert und arbeitet heute im zugerischen Hünenberg im Verkaufs-Innendienst bei der Verpackungsspezialistin Multivac Export AG. Auf die Verkaufsfachleute-Prüfung hat sie sich am Luzerner IWB – heute KV Luzern Berufsakademie – vorbereitet.

Corinnemeyer

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