Comcom will Mobilfunkfrequenzen neu vergeben

Die Eidgenössische Kommunikationskommission Comcom will alle Mobilfunkfrequenzen neu vergeben. Damit gibt der Regulator den Startschuss für den grössten Ausbau des Mobilfunknetzes seit vielen Jahren. Die Auktion wird hunderte Millionen Franken in Bundeskasse spülen.

Eine Versteigerung der Konzessionen wird noch vor den Sommerferien durchgeführt. Dies teilte die Comcom am Freitag mit. Die Ausschreibung erfolge insbesondere im Hinblick auf das Auslaufen der heutigen Mobilfunkkonzessionen, die Ende 2013 beziehungsweise 2016 frei würden.
Ausserdem steht ein weiterer Frequenzbereich zur Verfügung, der für den Mobilfunk genutzt werden kann, nach dem Abschalten des von Antennenmasten gesendeten analogen Fernsehens. Und es steht eine neue Mobilfunkgeneration Long Term Evolution LTE, die viel höhere Übertragungsgeschwindigkeiten ermöglicht, vor der Türe. Wie Comcom-Präsident Marc Furrer vor den Medien in Bern sagte, besteht Handlungsbedarf. Denn der Boom der Alleskönner-Handys wie beispielsweise des iPhones, führe zu einer Verdoppelung der Datenmenge im Mobilfunknetz alle acht Monate. Würden diese Kapazitäten nicht zur Verfügung gestellt, komme das Netz sehr schnell an Kapazitätsengpässe, sagte Furrer weiter. Die neue Vergabe der Mobilfunkfrequenzen sei vielleicht der grösste Schritt für den Ausbau des Mobilnetzes, seit die GSM-Konzessionen vergeben wurden.
Die Vergabe der Frequenz erfolge, im Sinne der Transparenz und der Gleichbehandlung, im Rahmen einer Auktion, teilte die Comcom weiter mit. Sowohl die heutigen Netzbetreiber Orange, Sunrise, Swisscom sowie die kleine In&Phone als auch alle weiteren interessierten Firmen könnten zu gleichen Bedingungen an der Ausschreibung teilnehmen. Im Gegensatz zu früher sei dabei die Zahl der Konzessionen und die Frequenzausstattung nicht durch die Comcom vergeben, sondern grundsätzlich offen. So können die Telekomanbieter jene Frequenzspektren ersteigern, die ihren Geschäftsmodellen entsprächen.
Die frühzeitige Frequenzvergabe und eine Nutzungsdauer bis Ende 2028 solle gewährleisten, dass die Unternehmen langfristig planen können. Billig sind die Frequenzen jedoch nicht zu haben. Gehen alle Frequenzblöcke zum Mindestpreis weg, fliessen gemäss Berechnung der Nachrichtenagentur SDA über 600 Millionen Franken in die Bundeskasse. Der Mindestpreis entspreche der Summe der jährlichen Frequenzgebühren und den Kosten des Vergabeverfahrens, sagte Furrer. Ziel sei nicht, möglichst viel Geld in die Bundeskasse zu spülen, sondern eine optimale Vergabe der Frequenzen. Man wolle nicht, dass die Anbieter kein Geld mehr für Investitionen in die Infrastruktur hätten.
Raktionen der Telekom-Unternehmen
Die geplante Versteigerung zur Neuvergabe aller Mobilfunkfrequenzen löst nicht bei allen Telekom-Unternehmen ungeteilte Freude aus. Während Swisscom und Sunrise bereits ihre Teilnahme an der Auktion bekannt gaben, will Orange die Bedingungen zuerst analysieren und später Stellung nehmen. Die Tochter von France Telecom stört sich daran, dass alle Mobilfunkfrequenzen – also auch die bisherigen GSM- und UMTS-Frequenzen – unter den Hammer kommen. Man habe sich bei den Behörden dafür eingesetzt, dass die bestehenden GSM- und UMTS-Konzessionen einfach erneuert werden sollten, wobei die faire Aufteilung des 900-Megahertz-Spektrums weitergeführt werden sollte.
Orange gab am Freitag auf Anfrage der SDA bekannt, man sei der Meinung, dass nur die heute freien und die neuen Frequenzen versteigert werden sollten. Eine Versteigerung auch der bisherigen Konzessionen stärke die Swisscom, die eine viel grössere Finanzkraft habe. Zudem fehle das Geld, das man für die Auktion an den Bund bezahle, für neue Produkte und den Ausbau der Mobilfunknetze, kritisiert Orange. Ausserdem gefährde eine Neuausschreibung die Investitionen der letzten Jahre, weil keine Sicherheit bestehe, dass man das nötige Spektrum zur Erbringung der Mobilfunkdienste ersteigern könne.
Sunrise bemängelte die von der Comcom für die Auktion festgelegten Mindestpreise. Diese seien hoch und stünden dem Ziel möglichst günstiger Mobilfunkangebote entgegen. Die Nummer zwei der Branche gab immerhin bekannt, in allen erforderlichen Frequenzbändern die entsprechenden Blöcke erwerben zu wollen, um sich schnelle mobile Breitbandverbindungen zu sichern.
Ein Zusammenspannen von Orange und Sunrise bei der Auktion, wie sie Comcom- Präsident Marc Furrer als Möglichkeit angetönt hatte, löst bei beiden Swisscom- Konkurrentinnen keine Begeisterungsstürme aus. Dies sei eine Option unter vielen, sagte Sunrise-Sprecher Roger Schaller. Orange sei nicht abgeneigt gegenüber gemeinsamen Netzlösungen mit anderen Anbietern, sagte Sprecherin Therese Wenger.
Die Swisscom ihrerseits will sicherlich an der Auktion teilnehmen und eine mögliche Kooperation von Sunrise und Orange beobachten, wie Sprecher Carsten Roetz sagte: Man begrüsse, dass die Auktion so frühzeitig stattfindet und die Frequenzen technologieneutral vergeben werden. Zu den Kosten wollte Roetz nichts sagen.

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