Aufgespiesst: Opel-Popel

Das Problem mit Testimonials ist: Sie müssen zur Marke passen. Am besten gut, zur Not irgendwie. Das Problem mit Opel ist: Es ist ein verstaubtes Auto, so wie Mercedes ein Bauernauto ist.

Opels werden von Opas mit Hut gefahren, mit einer Klopapierrolle auf der Hutablage. «Opel-Popel» hiess früher unser Slogan zum Image. Allenfalls diejenigen, die nur mit Mamis Opel Corsa zur Party kommen konnten, fanden Opel cool. Irgendwann beugten aber auch die sich dem Gruppendruck, liessen das Fahrzeug mit dem Blitz kurz vor dem Zielort stehen und liefen die letzten Meter zu Fuss. Muss ja nicht jeder sehen. Traumatisiert von dieser Jugenderfahrung, verpassten die dann tragischerweise die einzig wirklich coole Opel-Welle: den Opel Manta, mit Fuchsschwanz an der Antenne, Blondine auf dem Beifahrersitz und Rostflecken an der Fahrertür. Letztere vom Achselschweiss.
Nun will das Opa-mit-Hut-Auto zum Trendfahrzeug werden. Und das ausgerechnet mit der diesjährigen Gewinnerin des trendigsten aller Wettbewerbe, dem Eurovision Song Contest. «Lenas Frische passt perfekt zu unseren Autos», hofft ein Opel-Sprecher. Schön wärs. Ihre Frische passt eben nicht zu Opel. Das Einzige, was an Lena Meyer-Landrut zu Opel passt, ist ihr steifer Familienname. Ihre Fahrprüfung schaffte die 19-Jährige erst im zweiten Anlauf. Das ist vielleicht sympathisch und auf jeden Fall besser als Mister Schweiz Jan Bühlmann, der als Testimonial für Hauptsponsor Seat noch nicht einmal einen Fahrausweis besitzt – aber trotzdem eine geballte Linke in den flauen
Magen der Markenbildner. So lächelt die Markenbotschafterin süss, aber ein bisschen hilflos aus einem himmelblauen Opel, als wolle sie im nächsten Moment fragen: «Und wo ist jetzt das Lenkrad?»
Von Staub und Spaghetti
«Opel ist noch nicht die hippe, jugendliche Marke Nummer eins», erkennt die Markenbotschafterin glasklar. «Aber man kann sie dazu machen.» Dafür schleppt sie auf einem anderen Sujet ein Opel-Logo hinter sich her, als hätte sie es vom Schrottplatz geklaut. Wenn das mal gut geht! Opel hat es schon zweimal versucht: In den 1980er-Jahren räkelte sich Steffi Graf auf der Corsa-Haube, in den 1990ern Schwimmerin Franziska von Almsick auf einem Sportwagenmodell. Franzi und Steffi waren noch halbwegs glaubwürdig – einer Tennisspielerin, die ihren Schläger als Spaghettisieb verwendet, traut man auch einen Opel Corsa zu.
Ein besseres Händchen hatte Opel Schweiz: Die haben sich den frisch gebackenen Schwingerkönig Kilian Wenger als bäuerlichen Markenhelden geschnappt. Wenger passt viel besser zu Staub, Hut und Klorolle als Meyer-Landrut, auch wenn er Muni Arnold wieder nach Hause geschickt hat. Mit Wenger changiert das Opel-Image sogar schon ein bisschen Richtung Bauern- premiumklasse Mercedes, allein wegen der Muskeln. Obendrein gibt der Schwingerkönig ohne Schamgefühl zu, in seiner Familie werde seit jeher Opel gefahren. Sag ich doch.
Für Opel ist dieser Werbeträger ein Glücksgriff, allerdings nicht im Dienste eines neuen Images. Wenn Wenger den «Premiumfahrersitz mit AGR-Gütesiegel» lobt, «der auf langen Strecken Rücken und Wirbelsäule entlastet», kommt Übelkeit auf. Kilian, bist du es? Liebe Opels, gebt uns doch einfach den Manta zurück. Die Botschaft wäre klar, ihr hättet nicht auf offener Strecke einen Platten, und wir könnten wieder Groupies sein.
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