Das Skittles-Experiment

Skittles hat seine neue Webseite beinahe vollständig ins Web 2.0 ausgelagert. Dieser (fast) neue Ansatz bescherte der Marke bisher eine breite Publizität, mittlerweile über 600'000 Fans bei Facebook und ärgerte ein paar Redaktoren bei Wikipedia.

Skittles, die Bonbon-Marke aus dem Hause Mars, hat eine neue Webseite. Eigentlich ist es zwar eher eine Nicht-Seite, denn sie besteht nur aus einem kleinen Navigationsfeld, das zu Social Networks mit Inhalten über das Produkt verlinkt. So wird man bei «Videos» auf Youtube, bei «Fotos» auf Flickr und bei den Produktbeschreibungen auf Wikipedia weitergeleitet. Auch weitere Links führen auf das Web 2.0: «Freunde» führt zu Facebook und «Geschwätz» zu Twitter. Momentane Homepage ist der Wikipedia-Artikel über Skittles.
Webseitenbesuche stiegen um 1300 Prozent
Die Webseitenlancierung– oder Imagekampagne, so klar ist das nicht – begann am 2. März, als die Seite Skittles.com nur noch aus einem News-Ticker bestand, der in Echtzeit mit Twitter-Nachrichten über Skittles gefüttert wurde. Am 3. März stiegen die Webseitenbesuche um über 1300 Prozent an. Als die neue Webseite in der Twitter-Szene innert Kürze ebenfalls bekannt wurde, häuften sich politisch unkorrekte und wenig schmeichelhafte Meldungen («Skittles verursacht Aids») in einem so rasanten Tempo, dass Skittles.com am 4. März dann auf ihre Fan-Seite bei Facebook verlinkte. Als dort die Zahl der Fans, wie bei Twitter angelockt durch die hohe Publizität ihrer Nchrichten, innert Kürze auf über 580’000 Tausend emporschoss, wechselte die Seite erneut. Jetzt ist die Homepage bei Wikipedia, also in ruhigeren Gewässern.
Haben Skittles-Leute den Wikipedia-Eintrag geändert?
Natürlich gab der Gebrauch einer Wiki-Seite als Unternehmens-Homepage unter den Wikipedia-Benutzern und -Redaktoren einiges zu reden. Kommerz und enzyklopädischer Anspruch vertragen sich schlecht. Der Lexikoneintrag selbst klang zwar nicht nach Unternehmens-PR und war insgesamt ausgewogen, die Beschreibung jeder einzelnen Geschmacksrichtung des Bonbons war jedoch so detailliert wie in einer kleinen Produktbroschüre. Deshalb wurde auf der Diskussionsseite auch der Verdacht geäussert, dass das Unternehmen Mars die Seite ausgebaut haben könnte. Nach einigem Hin und Her koppelten die Redaktoren die Produktbeschreibungen in einen separaten Artikel aus und kürzten das Original auf etwa einen Viertel. Die Frage ist jetzt, ob Skittles seine Seite neu verlinkt und damit auf diese Veränderung reagiert.
Nicht ganz neue Idee
Die Idee, sich als Brand in das Web 2.0 einzuklinken, ist zwar einfallsreich, aber nicht ganz neu. Wie Adage schreibt, erinnert die Webseite der Webagentur Agency.com stark an die im letzten Jahr lancierte Site von Modernista. Diese hat nur minimalen eigenen Inhalt und zeigt vor allem das, was im Web über Modernista so alles vorhanden ist, auf Facebook, Google oder Youtube. Sinngemäss steht auf der Modernista-Seite: «Seien Sie nicht beunruhigt! Sie sehen Modernista mit den Augen des Internets.»
Nach demselben Muster funktioniert auch die Skittles-Webseite. Dort steht allerdings: «Skittles ist nicht verantwortlich für das, was die Leute auf den verlinkten Seiten schreiben und posten.» Der kleine Unterschied zwischen einer Brandingagentur und dem Süsswarengiganten Mars. Neu an der Skittles-Seite ist dennoch, dass sich eine Konsumgüterfirma in diesem Mass durch die Social-Network-Sphäre abbilden lässt. Und es ist auch nicht ganz ohne Risiko, wenn eine Marke die Inhalte auf den verlinkten Seiten nicht sehr stark kontrollieren kann. Eine Ausnahme dazu bildet der Link zu Youtube, der zum Unternehmenskanal von Skittles führt.
Skittles-Webseite erhielt grosse Aufmerksamkeit
Das Skittles-Experiment erhielt bereits grosse Aufmerksamkeit, insbesondere in Marketing-Medien und in der Blogosphäre. Das Urteil ist weitgehend positiv. Zusammenfassend meinte ein Blogger, in positiver Hinsicht habe die Marke sicher Brand-Awareness geschaffen, wenn auch vielleicht mehr unter Werbern und Marketingleuten als unter potentiellen Kunden. Und natürlich erhielt die Seite – wie mit diesem Artikel ja auch – eine breite Gratispresse. Hingegen nannte er es eine verpasste Chance von Skittles, dass sie mit all den Besuchern nicht in Kontakt treten. Aber vielleicht kommt das ja noch, so wie es sich eben gehört im Web 2.0.
(elk)

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