Kommentar: Kaukasus-PR

Werbewoche-Redaktor René Worni übers Kommunizieren, das gelernt sein will.

Die NZZ hat ihren CEO nominiert, Ringier im Departement Schweiz weitere Feinjustierungen vorgenommen, Tamedia will gegen die Zentralschweiz am Sonntag aus dem Hause NLZ gerichtlich vorgehen, weil das Blatt den fünften Bund mit «Piazza» überschreiben wird, Edipresse muss zehn Millionen einsparen, baut 50 Stellen ab und will künftig mit Erzkonkurrent Philippe Hersant zusammenarbeiten, Axel Springer Schweiz bringt es über Tochter Amiado Group mit Neuakquisitionen (Partyguide.ch und Usgang.ch) zur Marktführerschaft bei den 16- bis 34-Jährigen – dies eine kleine Auswahl jüngster Bewegungen in der Schweizer Medienlandschaft. Jedes der Ereignisse erfordert – je nachdem – einen grösseren oder geringeren Kommunikationsaufwand.
Wozu Kommunikation in der Lage ist, demonstrieren gegenwärtig Exponenten der Kriegskommunikation im Kaukasus-Konflikt. Die Süddeutsche Zeitung verlegte in einem Bericht den Schauplatz dieses Konfliktes zwischen Georgien und Russland nach Brüssel und spürte dort zwei Profis in Krisenzeiten auf, die von den verfeindeten Seiten eingespannt wurden, um in der Öffentlichkeit die Deutungsmacht zu erlangen, wer letztlich wen angegriffen hat. Georgiens Präsident Michail Saakaschwili steht derzeit als Gewinner dieser Medienschlacht da. «Die Russen haben auf dem Boden gesiegt, nicht aber in den Medien», schrieb die New York Times. Offenbar gelang dem von Georgien angeheuerten James Hunt mit einem Sperrfeuer an Medienmitteilungen, das Steuer zu Gunsten seiner Auftraggeber herumzureissen, die sich sein Engagement knapp eine Million Euro pro Jahr kosten lassen. Weit von solchen Leistungen entfernt sind die Russen, die erst einen Monat nach Kriegsausbruch konstatierten, dass die Weltöffentlichkeit erfahren müsse, was tatsächlich geschehen sei. Kommunizieren will gelernt sein. Auch die Süddeutsche hat gepunktet und 197 Online-Kommentare für ihren Bericht eingeheimst.

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