«In der Werbebranche wird wahnsinnig viel geredet. Und alle sind so unglaublich gut.»

Sarah Hiltebrand, Geschäftsführerin, CD & Partner bei Die Antwort, stellt sich unseren «13 Fragen».

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1. Welche Werbung sollte man verbieten?

Ohne lange nachzudenken: alle Overlays! Egal ob ein Interstitial auf Mobile oder ein Content-Overlay auf dem Desktop. Werbung sollte neugierig machen, dem User einen Mehrwert bieten oder einfach mal frech provokant daherkommen. Wenn ich das schaffe, muss ich den User nicht zwingen, meine Werbung zu sehen, denn er wird sie freiwillig konsumieren. Einem User den Content mit Werbung zu blockieren finde ich unmöglich, und die verzweifelten Fail-Klicks, die dadurch entstehen, weil der User nur die Werbung schliessen möchte, braucht kein Kunde.

2 Wären Sie nicht Werberin geworden – was dann?

Dann wäre ich in der Kunst geblieben. Oder Fotografin.

3. Hat das klassische Agenturmodell langfristig eine Zukunft?

Das klassische Agenturmodell wird nicht langfristig, sondern kurzfristig aussterben. Deshalb «RIP Werbeanstalt» und «Welcome Die Antwort». Wer stehen bleibt, wird in den nächsten Jahren einfach überrannt. Trotzdem sollte nicht vergessen werden, dass nichts wirklich gut wird ohne eine gute Idee.

4. Was möchten Sie nie über sich hören müssen?

Dass ich blond sei. Oder dass ich halt eine Frau sei.

5. Schon mal überlegt, die Werbebranche zu verlassen?

Immer wieder! 😉 Aber genau so oft weiss ich dann wieder, warum ich es nicht tue.

6. Können Sie uns ein kleines Geheimnis verraten?

Mit unserer Agentur Die Antwort werden wir sehr bald mit einem eigenen Digital-Media-Sortiment rauskommen.

7. Was wollen Sie unbedingt noch erreichen?

Zufriedener werden.

8. Welche Rolle spielen Awards in der Werbebranche?

Ich denke, oberstes Ziel ist ein glücklicher Kunde. Und dass man die Zielsetzungen der Kunden erreicht oder sogar übertrifft. Alles andere ist Beilage. Ich habe lieber einen Marketingpreis als einen Award für ein schönes Design, weil der Marketingpreis auch beweist, dass etwas funktioniert hat. Zudem haben wir uns entschieden, nur noch international einzureichen.

9. Was nervt Sie an der hiesigen Werbebranche?

Es wird so wahnsinnig viel geredet. Und alle sind so unglaublich gut. Titel und Funktionen auf Visitenkarten sind vielfach wichtiger als alles andere. Möglichst viel verdienen und möglichst wenig arbeiten.

10. Welches war die beste Entscheidung Ihres Lebens?

Ein Kind zu bekommen. Es zeigt einem, wie unwichtig man ist und was wirklich wichtig ist.

11. Was geht Ihnen durch den Kopf, wenn Sie auf der Strasse oder im Fernsehen eine Kampagne sehen, die aus Ihrer Feder stammt?

Da ist schon ein gewisser Stolz, ohne Zweifel. Und wenn dann meine Tochter im Auto ruft «Guck Mami, das ist von Dir!», ist das natürlich schön. Aber es schwingt auch immer die Hoffnung mit, dass mit dieser Kampagne auch die entsprechenden Zielsetzungen erreicht werden.

12. Was wird aktuell überschätzt?

Unser Beruf. Da ringen alle um Anerkennung und Schulterklopfen. Dabei machen wir «nur» Kommunikation und Werbung. Zu wenig Anerkennung erhalten die Leute, die täglich Menschen retten oder versuchen zu retten. Also ein Arzt, ein Kinderarzt oder die Mitarbeiter unseres Kunden Schutz & Rettung, die täglich vieles erleben…und vieles sehen müssen.

13. Wieso gibt es in den Führungsetagen der Schweizer Werbebranche nicht mehr Frauen?

Weil es viele Frauen gibt, die es sich nicht zutrauen. Oder auch die Chance nicht bekommen, zum Beispiel einen CD-Job zu machen. Als Frau wird man nicht gleichermassen ernst genommen, Quote hin oder her. Dabei hätten viele Frauen grössere «Eier» als so manche Männer in der Branche.

Sarah Hiltebrand ist CD und Partner bei Die Antwort. Sie gründete mit Reto Dürrenberger die Agentur Werbeanstalt Schweiz, welche 2018 zu Die Antwort wurde. Seit 2009 ist sie ausserdem Mitinhaberin und Markenchefin bei Rent a Rentner.

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