«Langfristig sind wir wohl alle arbeitslos»

Katrin Hasler, Inhaberin und Creative Director der Zürcher Agentur Ruby., stellt sich unseren «13 Fragen».

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1. Was kommt Ihnen auf keinen Fall ins Büro?

Ein hässliches Whiteboard. Zugegeben, meine kreative Lösung aus Lochplatten, Magneten und bunten Post-its hat ihre Limitierungen. Aber mein Auge für schöne Dinge lässt diese Designsünde nicht zu – und wir haben auch so noch jeden Workshop gemeistert.

2. Wofür möchten Sie am liebsten werben?

Mädchen und Frauen. Wir brauchen mehr von ihnen in Politik, Wirtschaft und Wissenschaft. Ach ja, und Männer in sozialen Berufen und bei ihren Familien. Dieses Thema liegt mir am Herzen. Eine Kampagne, die schädliche Stereotype in der Gesellschaft wirksam abbaut, wäre eine schöne Herausforderung.

3. Welche Printmedien haben Sie privat abonniert?

Ich möchte beichten: Ich habe die NZZ am Sonntag abonniert, lese sie aber nie. Mein schlechtes Gewissen, dass ich als Kommunikationsprofi nur sporadisch und punktuell Qualitätsjournalismus konsumiere, ist enorm. Meine Ausrede: Meinungsbildung geschieht heute auf Social Media, und dort bin ich sehr präsent und widerspreche gerne mit Fakten.

4. Welche Werbung sollte man verbieten?

Sollten wir Werbung verbieten oder daran arbeiten, dass wir eine Gesellschaft mündiger Individuen sind, die sie als solche einordnen kann? Ich wäre für eine breit abgestützte Finanzierung der vierten Gewalt im Staat. Zudem müssen wir bessere Lösungen für den Schutz der Privatsphäre und gegen Fake News finden.

5. Wie sieht Ihr privates TV-Konsumverhalten aus?

Ich habe vor über drei Jahren meinem guten alten Freund TV auf Wiedersehen gesagt, weil ich meine Zeit sinnvoller nutzen wollte. TV schaue ich nicht mehr, aber regelmässig amerikanische Late Night auf YouTube – sehr spannend in Zeiten von Trump – und Filme auf Netflix. Kino ist sowieso das Beste.

6. Auf welche drei elektronische Geräte könnten Sie zuletzt verzichten?

Unverzichtbar: Handy und Laptop. Gibt es andere elektronische Geräte? Ach ja: Meinen Plattenspieler möchte ich nicht mehr missen. Er macht Abende und Sonntage schöner, eigentlich das ganze Leben.

7. Hat das klassische Agentur-Modell langfristig eine Zukunft?

Nur bis uns künstliche Intelligenz ersetzt – langfristig sind wir wohl alle arbeitslos. Ich arbeite situativ mit einem Netzwerk an Selbständigen und anderen Agenturen zusammen, dies sehr eng und auf Augenhöhe. Dieses Modell hat auf jeden Fall Zukunft, da es den Overhead reduziert und die besten Spezialisten für das Projekt vereint. Gleichzeitig müssen aber Junge auch irgendwo lernen können und nicht jeder ist für die Selbständigkeit oder die Kundenberatung geschaffen. Und kleinere Kunden brauchen jemanden, der den Blick auf das Ganze wahrt.

8. Was war das Beste, das Sie in den letzten fünf Jahren getan haben?

Ich bin eines Tages aufgewacht und wusste: Ich mache mich selbständig. Von diesem Gedanken führte kein Weg zurück. Ob es das Beste ist? Das wird die Zeit zeigen.

9. Fallen Sie auf Werbung herein? Wann?

Natürlich, wäre ich sonst in dieser Branche? Ich falle gerne auf sie herein, wenn sie mich berührt. Wenn mich der Werber verstanden hat, ist dann nicht auch die Chance gross, dass das Produkt oder der Service zu mir passt? Das nennt man, glaube ich, Relevanz, und danach suche ich täglich in meinem Job.

10. Worauf können Sie unmöglich verzichten?

Tanzen. Das ist pure Lebensfreude, bei der ich alles andere vergesse. Am liebsten mit einem Partner, der perfekt harmoniert.

11. Was möchten Sie nie über sich hören müssen?

Sie hatte den Mut nicht.

12. Welche fünf Tonträger (Alben) würden Sie mit auf die einsame Insel nehmen?

Ich höre gerade das Album «Grassified» der holländischen Band Bluegrass Boogiemen – grossartig! Gegen die Einsamkeit auf der Insel helfen Ella Fitzgerald und Louis Armstrong (Ella & Louis), zum Tanzen und Lachen nehme ich Louis Prima («Just a Gigolo») mit. In frustrierenden Momenten brauche ich die Sex Pistols («Never Mind the Bollocks») zur Stressreduktion. Für traurige Momente begleitet mich Amy Winehouse («Back to Black»).

13. Wie wissen Sie bei einer Idee, dass sie gut ist?

Wenn ich sie in einem Satz äussere und meine Kollegen grosse Augen machen. Wichtiger ist aber zu wissen, dass eine Idee schlecht ist, man verrennt sich da leicht.

Katrin Hasler ist Inhaberin der Zürcher Agentur Ruby, die sich auf Branding, Kommunikation und Design spezialisiert hat. Nach ihrem Marketingstudium arbeitete sie zuerst auf Unternehmensseite, wechselte aber bald auf Agenturseite, wo es kreativer und abwechslungsreicher schien. Sie war als Beraterin, Konzepterin und Texterin für nationale und internationale Kunden aus verschiedensten Branchen verantwortlich.

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