«Die Branche ist noch sehr in ihrem Silo gefangen»

Philipp Skrabal, Chief Creative Officer bei Farner, stellt sich unseren «13 Fragen».

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Sie könnten Ihr Smartphone einen Tag lang mit dem einer anderen Person tauschen. Würden Sie? Und falls ja, mit wem?

Sofort! Nur nicht mit meiner ältesten Tochter, das wäre mir zu anstrengend. Würde er noch leben, wäre es wohl das Telefon von Claude Nobs geworden. Ja, jetzt müsste ich etwas länger nachdenken …

Wofür würden Sie gratis arbeiten?

Für meine eigenen Projekte, Freunde und Familie.

Wo und wie haben Sie in Ihrem Leben schon einmal geblufft?

Ich bin ein direkter und offener Typ und versuche, taktische Spielchen zu vermeiden.

Was kommt Ihnen auf keinen Fall ins Büro?

Mein eigenes Büro habe ich zugunsten eines teaminternen Thinktank aufgegeben und da hat alles Platz, was mein Team an Gedankengut und Ideen mitbringt. Ansonsten arbeite ich viel unterwegs im Zug und bin dadurch gegen die meisten Störfaktoren immun. Gummibäume mag ich aber an beiden Orten nicht.

Gab es in Ihrem Leben einen Moment, als Sie dachten: Wow, das ist super! Und es ist von mir!

Ja, sogar fünf solche Momente – die Geburten meiner Kinder.

Stimmt für Sie die kolportierte Meinung, dass man in Agenturen nicht alt werden kann, oder ist das ein Vorurteil?

In einer innovations- und ideengetriebenen Branche ist Altwerden vor allem dann schwierig, wenn man nicht immer wieder bereit ist, sich zu hinterfragen. Um über lange Zeit erfolgreich zu bleiben, muss man dem Neuen entgegengehen und darf sich nicht an Gewohntes klammern. Ich persönlich mag Veränderung – das hilft natürlich.

Wo sehen Sie aktuell die grösste Herausforderung für die Werbebranche?

Die Branche ist insgesamt noch sehr in ihrem Silo gefangen. Werbeagenturen bespielen fast ausschliesslich bezahlte Werbeflächen, on- und offline. Dabei finden die intensivsten Markenerlebnisse oft woanders statt. Im Social Web, auf der Strasse, an Events, im Laden oder in den Medien. Weil wir als Kommunikationsagentur viel breiter aufgestellt sind, müssen wir nicht immer dasselbe verkaufen, sondern schauen, was Sinn macht und die Marke tatsächlich weiterbringt. Für uns spielt die Gewichtsverteilung zwischen Medienarbeit, Social Media, Events oder Werbung keine Rolle. Die Disziplinen stehen immer im Dienst einer übergeordneten Idee.

Worauf können Sie unmöglich verzichten?

Auf meine Familie, auf mein Rennrad und auf Eis von El Bertin in Schaffhausen.

Welchen Werbeträger finden Sie abscheulich?

Mich nerven die kleinen Ads auf dem Smartphone, die tippe ich ohne Lesebrille gelegentlich unfreiwillig an.

Welche Rolle spielen Awards in der Werbebranche?

Sie helfen der Karriere und machen süchtig. Wie fast jede Sucht, kostet auch diese einen Haufen Geld.

Welchen Berufskollegen würden Sie mit auf die einsame Insel nehmen?

Mein iPad Pro nehme ich auf jede Insel mit, das freut natürlich nicht alle!

Und welche fünf Musikalben kämen mit auf die Insel?

Also im Moment wäre das bestimmt Deichkind «Befehl von ganz unten», Rodrigo y Gabriela «11:11», New Order «Substance», Muse «The Resistance» und vielleicht noch Gorillaz «Plastic Beach».

Was geht Ihnen durch den Kopf, wenn Sie auf der Strasse oder im Fernsehen eine Kampagne sehen, die aus Ihrer Feder stammt?

Ich beobachte, wie die Menschen darauf reagieren. Im Social Web lese ich immer alle Kommentare – das ist amüsant und ermöglicht Rückschlüsse.

Philipp Skrabal ist seit 2014 Chief Creative Officer bei Farner und führt den Bereich Werbung & Events. Davor leitete er als Mitinhaber bei Wirz Werbung die Kreation und war als CD bei den Agenturen Advico Young & Rubicam und Publicis tätig. Er ist Vorstandsmitglied des ADC Schweiz und für das Ressort Ausbildung zuständig. 2009, 2011 und 2014 war er zum Werber des Jahres nominiert.

Die «13 Fragen» erscheinen sowohl Online wie auch in der Printausgabe der Werbewoche.

Umsetzung: Thomas Häusermann

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