«Der Entscheid, die gedruckte Ausgabe einzustellen, ist innert sehr kurzer Zeit gereift»

Christian Dorer, Chefredaktor der Blick-Gruppe, erklärt gegenüber der Werbewoche, wieso es die Marke Blick am Abend auch nach dem Ende der Printausgabe noch braucht.

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Werbewoche: Der digitale Auftritt von Blick am Abend lebt unter anderem auch vom Zusammenspiel mit der Printausgabe, die immerhin noch eine halbe Million Leser hat. Funktioniert das Portal auch unabhängig davon?

Christian Dorer: Ja, weil jeder Blick am Abend kennt und weil Blick am Abend besonders stark das junge, urbane Publikum anspricht. Dieses aber lebt total digital. Deshalb haben wir auf Instagram und Facebook mit Blick am Abend die grösste Community innerhalb der Blick-Gruppe. Diese möchten wir weiter ausbauen.

Wie lässt sich die Zielgruppe der digitalen Blick-am-Abend-Kanäle beschreiben? Was unterscheidet sie von derjenigen von Blick Online und Izzy?

Blickamabend.ch spricht eine sehr junge Nutzergruppe an, die sehr digital und Social Media-affin ist. Dieses Publikum, das sehr auf Unterhaltung anspricht, wollen wir nicht verlieren. Izzy bedient nochmals eine andere Zielgruppe und ist stark auf Video fokussiert. Und wenn jemand Blick am Abend und Izzy konsumiert: umso besser!

Das Publikum von Blick am Abend spricht sehr auf Unterhaltung an.

Der Name «Blick am Abend» ist stark mit dem Erscheinungszeitpunkt der gedruckten Pendlerzeitung verknüpft. Macht es Sinn, die Marke ohne den «Pendlerhintergrund» weiterzuführen? Braucht es weiterhin drei Blick-Marken?

Im Moment macht das durchaus Sinn, weil Blick am Abend eine bestens verankerte Marke ist. Auf dem Handy-Screen kann man sie weiter konsumieren.

Hat sich die Einstellung der Printausgabe schon länger konkret abgezeichnet?

In den vergangenen Monaten hat sich die wirtschaftliche Situation durch die Veränderungen am Werbemarkt nochmals dramatisch verschärft. Deshalb ist der Entscheid, die gedruckte Ausgabe von Blick am Abend per Ende 2018 einzustellen, innert sehr kurzer Zeit gereift.

Ist die Ära der gedruckten Gratis-/Pendlerzeitung – zumindest aus Sicht von Ringier – in der Schweiz am Ende?

Das muss jedes Medienunternehmen für sich entscheiden. Wir sind überzeugt, mit dem digitalen Fokus die Marke Blick am Abend in eine profitable Zukunft zu führen.

Interview: Thomas Häusermann

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