Eskalation im Umzugs-Streit: Der SRG droht in Bern Konkurrenz aus den eigenen Reihen

Der SRG droht wegen des Streits um den Umzug des Berner Radiostudios nach Zürich Konkurrenz aus den eigenen Reihen. Die Genossenschaft Bern Freiburg Wallis, welche die Pläne kategorisch ablehnt, prüft nicht nur den Ausstieg aus der SRG sondern auch die Lancierung eines SRG-Konkurrenzprogramms.

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Dies berichtet die SonntagsZeitung in ihrer aktuellen Ausgabe. Der Vorstand der Genossenschaft setzte eine Taskforce ein, die mögliche Varianten prüft – von der Zusammenarbeit mit anderen Sendern bis hin zu einem eigenen Sender. Dies für den Fall, dass der SRG-Verwaltungsrat den Umzug definitiv beschliesst. Über den neuen Sender würden demnach Informationssendungen nach SRG-Vorbild ausgestrahlt.

Auch Mitarbeitende haben Alternativ-Pläne ausgearbeitet

«Wenn wir aus der SRG austreten, ist es eine Option, auf eine andere Art Medienförderung zu leisten; zum Beispiel in ein Radio zu investieren», sagte Léander Jaggi, Präsident der SRG Bern Freiburg Wallis, gegenüber der Zeitung. Darüber hinaus hecken laut dem Bericht auch SRG-Mitarbeitende in Bern, die nicht nach Zürich pendeln wollen, Alternativpläne aus. Bereits im Zuge der No-Billag-Abstimmung seien Szenarien skizziert worden, die bei Bedarf aus der Schublade hervorgeholt werden könnten. Wie genau die Pläne aussehen, wird derzeit nicht kommuniziert. Laut SonntagsZeitung aus dem Grund, weil die SRG-Führung den Ton verschäft und Mitarbeitenden, die sich zu weit vorwagen, mit der Kündigung gedroht habe.

Den Konfrontationskurs kann sich die Berner SRG-Genossenschaft leisten, weil sie nicht von Gebührengeldern abhängig ist. Ihr gehört das Gebäude, in welchem das Berner Radiostudio untergebracht ist. Folglich wären Infrastruktur und Startkapital vorhanden, um jederzeit als SRG-Konkurrenz loslegen zu können.

Wanner schliesst Zusammenarbeit nicht aus

AZ-Medien-Verleger findet die Idee, einen eigenen nationalen Sender zu lancieren, «nicht abwegig» – allerdings äussert er Zweifel, was die Refinazierbarkeit betrifft. Ohne Gebührenfinanzierung und DAB-Verbreitung werde diese schwierig, ist er sich sicher. Den Berner SRG-Leuten zeigt er sich aber offen gegenüber und wäre einer Zusammenarbeit nicht abgeneigt: «Wenn sie auf uns zukommen, werden wir das prüfen», so Wanner zur Zeitung.

VR-Mehrheit für Umzug

In zwei Wochen könnte die definitive Entscheidung fallen, ob die Berner SRG-Radiostudios wirklich nach Zürich umziehen müssen. Laut Insidern sieht es im Verwaltungsrat, welcher das letzte und entscheidende Wort hat, nicht gut aus für das Berner Anliegen, in der Hauptstadt bleiben zu dürfen. Demnach soll sich in einer ersten Diskussion eine 7:2-Mehrheit für den Umzug ausgesprochen haben. (hae/SDA)

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