Gewerkschaften fordern strengere Regeln bei Medienfusionen

Die Gewerkschaften kritisieren den Entscheid der Weko, den Zusammenschluss der AZ Medien mit der NZZ zu genehmigen. Sie warnen davor, Arbeitsstellen abzubauen und fordern strengere Regeln bei künftigen Übernahmen im Medienbereich. Zufrieden sind die Verleger.

weko-impressumjpg

Die Wettbewerbskommission (Weko) sei ein «zahnloser Tiger im Mediendschungel» und dürfe nur «rein wettbewerbliche Aspekte» prüfen, kritisiert der Journalistenverband Impressum in einer Mitteilung. Solle die Weko im Medienmarkt in Zukunft überhaupt noch eine Rolle spielen, müssten die Hürden gesenkt werden. Gefordert sieht Impressum vor allem den Gesetzgeber. Es sei an ihm, das Recht so anzupassen, dass die Weko auch sozial schädliche Auswirkungen von Wettbewerbsbeschränkungen verhindern könnte.

Für die Mediengewerkschaft Syndicom zeigt der heutige Entscheid, dass die Medienkonzentration ein gefährliches Ausmass angenommen habe. In Zukunft komme die Berichterstattung in weiten Regionen von der Ostschweiz, über die Zentralschweiz bis ins westliche Mittelland aus der Hand eines Unternehmens, betont die Gewerkschaft in einer Mitteilung. Dadurch werde die Medien- und Meinungsvielfalt reduziert. Das Unternehmen stehe in der Pflicht, diese Vielfalt in seinen Zeitungen sichtbar zu machen und sie auch intern bei den Medienschaffenden zuzulassen, erklärte Syndicom-Vizepräsidentin Stephanie Vonarburg auf Anfrage der Agentur Keystone-SDA.

Nach Ansicht von Syndicom braucht es nun ein Bekenntnis zur Sicherung der Arbeitsstellen der rund 2000 betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Der Stellenetat müsse weitestgehend beibehalten werden, fordert Vonarburg.

In der Verantwortung sieht Syndicom auch den neuen VR-Präsidenten Peter Wanner, der gleichzeitig Vizepräsident des Verlegerverbandes ist. Er müsse die Sozialpartnerschaft mit einem Gesamtarbeitsvertrag stärken, um die Arbeitsbedingungen und die journalistische Unabhängigkeit zu sichern.

Verlegerverband zufrieden

Die Verleger begrüssen in einer kurzen Stellungnahme den Entscheid der Weko. «Die Medienbranche ist auf möglichst viel Spielraum angewiesen, sich im Strukturwandel optimal zu organisieren», erklärt Andreas Häuptli, Geschäftsführer des Verbandes Schweizer Medien auf Anfrage der Agentur Keystone-SDA. Als Hauptkonkurrenten müsse die Weko vor allem die US-Firmen Google und Facebook in ihre Evaluation nehmen. Diese beiden Plattformen schöpften knapp zwei Milliarden Franken aus dem Schweizer Werbemarkt ab ohne dass Geld in eine publizistische Leistung zurückfliesse. Zu weiteren Fragen wollte sich der Verlegerverband nicht äussern. (SDA)

Weitere Artikel zum Thema