SRG will ihr Programmangebot trotz Sparmassnahmen nicht antasten

Sparen ja, aber nicht im grossen Stil: Die SRG-Spitze hat sich am Tag nach dem Abstimmungserfolg etwas konkreter zum Sparpotenzial in ihrem Unternehmen geäussert. Wie viele Stellen wann genau auf dem Spiel stehen, ist aber weiter unklar.

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SRG-Generaldirektor Gilles Marchand und SRF-Chef Ruedi Matter äusserten sich am Montag in verschiedenen Interviews und Informationsveranstaltungen für Mitarbeitende zur Zukunft der SRG. Das Fazit: Es wurde vor allem klar, wo nicht gespart werden soll.

Verschont werden dürfte das Programmangebot. Wenn dort der Rotstift angesetzt würde, wäre das problematisch, sagte Marchand im «Tagesgespräch» von Schweizer Radio SRF. «Einigen Spielraum haben wir dagegen bei der Infrastruktur, bei Verwaltungs- und IT-Kosten sowie bei Produktionsprozessen.»

Marchand stellte klar, dass ein Abbau unumgänglich sei, dieser aber «sachlich» erfolgen müsse. Bereits am Sonntag hatte sich der Generaldirektor verlauten lassen, der Stellenabbau würde mit den Sozialpartnern besprochen und zu gegebener Zeit – voraussichtlich im Sommer – kommuniziert.

Kritik von SRG-Gewerkschaft

Einer dieser Sozialpartner, das Schweizer Syndikat Medienschaffender (SSM), zeigte sich am Montag aber erstaunt über das Vorpreschen der SRG-Spitze. In einer Flash-Meldung an die SRG-Mitarbeitenden schrieb die Organisation: «Verwundert nehmen wir zur Kenntnis, dass der Effizienzsteigerungs- und Reinvestitionsplan bereits am Abstimmungstag sehr weit fortgeschritten war.»

Laut der Gewerkschaft sollen sich nun Mitarbeitende im Rahmen eines von der SRG bestimmten «Soundingboards» – einer Art Arbeitsgruppen – einbringen können. Das SSM stehe diesem Vorhaben «ausserordentlich kritisch» gegenüber, heisst es im Schreiben, das der Nachrichtenagentur SDA vorliegt

«Wir vermuten, dass damit eine Massenentlassung legitimiert werden soll», sagte SSM-Zentralsekretär Jérôme Hayoz. Die Arbeitsgruppen dürften nicht als Ersatz für das gesetzlich vorgeschriebene Konsultationsverfahren gelten.

Schliessung von Sendern kein Thema

Die Gewerkschaft fordert, dass die SRG sie «vollumfänglich und detailliert über die Pläne für die nächsten Wochen und Monate
informiert». Fragen der SDA an die Medienstelle der SRG zu genau diesem Fahrplan blieben am Montag unbeantwortet.

SRF-Direktor Ruedi Matter wollte am Montag den skizzierten Personalabbau nicht im Detail erläutern. Gegenüber dem Onlineportal SRF News sagte er nur: «Man kann ein Einsparvolumen in dieser Höhe nur erreichen, indem Stellen reduziert werden.» Es gehe darum, die Erstellung des Programms effizienter zu machen.

Kein Thema sei die Schliessung von ganzen Sendern. Zwar könne es sein, dass einzelne Programmangebote reduziert werden müssten. «An einen Abbau im grossen Stil ist nicht gedacht.»

Tritt Matter bald zurück?

Dafür werde die angekündigte Verschiebung des Radiostudios in Zürich zum Fernsehstudio Leutschenbach nun etwas schneller als ursprünglich geplant ein Thema. Zudem würden künftig nicht mehr alle Mitarbeitenden über einen ständigen Arbeitsplatz verfügen.

Matter äusserte sich in einem Video auf dem Facebook-Channel von SRF weiter zu seinem möglichen Rücktritt. «In der Regel gehen SRG-Angestellte mit 65 in Rente», sagte er, der im kommenden Oktober dieses Alter erreicht.

Er werde sich in den kommenden Wochen mit dem Verwaltungsrat und Marchand besprechen. Klar sei für ihn: «Es braucht Übergangszeit, bis dann jemand anderes da ist. Der Verwaltungsrat entscheidet.» (SDA)

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