Der Basler Medienanwalt Martin Wagner wurde erschossen

Der bekannte Medienanwalt Martin Wagner, der kurzzeitig Verleger der Basler Zeitung war, wurde am Sonntagvormittag erschossen. Das Motiv soll privater Natur sein und nichts mit Wagners beruflicher Tätigkeit zu tun haben.

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In Rünenberg BL ist am Sonntag ein 57-jähriger Schweizer erschossen worden. Der mutmassliche Täter, ein 39-jähriger Schweizer, richtete sich gemäss ersten Erkenntnissen von Polizei und Staatsanwaltschaft Basel-Landschaft nach der Tat selbst. Beim Getöteten handelt es sich um den Medienanwalt Martin Wagner. Täter und Opfer sollen sich gekannt haben – die Tat habe jedoch in keinem Zusammenhang mit Wagners beruflicher Tätigkeit gestanden, teilte die Staatsanwaltschaft mit.

Martin Wagner ist als Medienanwalt kein unbeschriebenes Blatt gewesen: Unter anderem hatte er bei der Übernahme der Basler Zeitung durch Christoph Blocher eine Rolle gespielt und 2017 für Investoren Ringier den Blick abkaufen wollen.

Der 1960 geborene Jurist Martin Wagner war gut vernetzt im Landkanton, etwa als Rechtskonsulent des Gewerbeverbands alias Wirtschaftskammer Baselland oder als Interessenvertreter für die Hauseigentümerschaft. 2011 kandidierte er auf der Baselbieter FDP-Liste erfolglos für den Nationalrat.

Der Schweizer Öffentlichkeit aufgefallen war Wagner 2010, als er für zehn Monate als Verleger der Basler Zeitung (BaZ) unter Hauptinvestor Tito Tettamanti fungierte. Dieses Duo setzte nach einem halben Jahr den Blocher-Intimus Markus Somm als Chefredaktor ein, was viel Wirbel um den BaZ-Kurswechsel auslöste.

Blocher trat dann 2011 offiziell als Geldgeber in Erscheinung. Für die BaZ war Wagner ab 2012 wie schon früher wieder als Konzernanwalt aktiv. Wagner war zudem bis 2011 Verwaltungsratspräsident der Weltwoche Verlags AG.

Im vergangenen März machte Wagner mit einem 200-Millionen-Übernahmeangebot für die Blick-Gruppe erneut landesweit von sich reden. Für welche Investoren er dabei auftrat, gab er selber nicht preis; das Medienhaus Ringier seinerseits – welches den Deal ablehnte – sprach von alt SVP-Nationalrat Walter Frey als Hauptinvestor hinter Wagner.

Wagner arbeitete ferner mit dem neuen Präsidenten des FC Basel, Bernhard Burgener seit Jahren eng zusammen: Bei der börsenkotierten Highlight Event and Entertainment AG war Burgener Präsident des Verwaltungsrats und Wagner Mitglied desselben.

Highlight-Chef Burgener hatte sich unlängst im Machtkampf um die Filmgesellschaft Constantin mit dem ehemaligen Aufsichtsratschef, Dieter Hahn, durchgesetzt. Burgeners diskrete Gruppe mit Sitz in Pratteln BL vermarktet unter anderem den europäischen Fussballverband UEFA samt Champions League und den European Song Contest.

2011 hatte Wagner überdies via die Burgener-Firma Escor (Spielautomaten) dem Tamedia-Konzern die Sender TeleZüri, TeleBärn sowie die Radiosender Radio 24 (Zürich) und Capital FM (Bern) abkaufen wollen – erfolglos.

Ziel war dabei, einen gemeinsamen Werbemarktpool mit den elektronischen Basler Medien, etwa mit Telebasel, Radio Baslisk oder Radio Basel, einzurichten. Wagner war von 2007 bis 2010 Besitzer von Radio Basilisk. (SDA/hae)

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