AZ Medien und NZZ-Mediengruppe fusionieren ihre Regionaltitel

AZ Medien und die NZZ-Mediengruppe legen ihre Regionaltitel zusammen und schaffen ein Unternehmen, das 20 Bezahlzeitungen in 13 Kantonen unter einem Dach vereint. Die Fusion ordnet die Kräfteverhältnisse im Medienmarkt neu.

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Für beide Parteien steht fest: Sie hätten sich keinen anderen Partner für einen Zusammenschluss vorstellen können. «Wir fühlen uns beide einer liberalen Grundhaltung verpflichtet», sagte Etienne Jornod, Verwaltungsratspräsident der NZZ-Mediengruppe, am Donnerstag in Zürich vor den Medien.

«Wir bündeln unsere Kräfte im regionalen Mediengeschäft», sagte Jornod, «und schaffen damit ein schlagkräftiges Regionalmedienunternehmen». Das neue Unternehmen werde die Nummer eins in der Deutschschweiz werden.

Nimmt man die regionalen Zeitungstitel von AZ Medien und der NZZ-Mediengruppe zusammen, decken sie von der Ost- über die Zentralschweiz bis nach Solothurn einen Grossteil der Deutschschweiz ab. «Wir müssen jetzt die Weichen richtig stellen», sagte Jornod. Es gelte, den Grössenvorteil und die höhere Reichweite zu nutzen, die das neue Unternehmen haben wird.

Peter Wanner sagte, für ihn sei der Zusammenschluss nicht einfach gewesen: «Ich gebe die ganzen AZ Medien in ein Joint Venture hinein.» Aber der Medienmarkt verändere sich gerade fundamental. Das neue Unternehmen sei auf die Herausforderungen vorbereitet.

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Wüstmann: «Nicht in die Zukunft sparen»

Angesprochen auf das Onlinemedium Watson, das vom Zusammenschluss ausgenommen ist, sagte Wanner: «Watson ist ein Start-Up und braucht unternehmerischen Freiraum.» Vielleicht werde die Plattform eines Tages integriert.

Die Verantwortlichen betonen, dass sie sich bei der Strategie des künftigen Unternehmens für die Publizistik und gegen die Diversifizierung entschieden haben. Es soll nicht nur gespart werden. Der designierte CEO Axel Wüstmann sagte: «Man kann sich nicht in die Zukunft sparen.»

Anfang Januar reichen die Partner die Unterlagen bei der Wettbewerbskommission (Weko) ein. Die Prüfung wird mehrere Monate dauern. Erst nach einer Zustimmung der Weko wird die Zusammenarbeit konkret.

Impressum: «Zusammenschluss verbieten»

Der Berufsverband Impressum forderte am Donnerstag unter anderem, dass die Weko diesen Zusammenschluss verbieten soll. Die Beherrschung des publizistischen Marktes könne sozial schädlich sein und damit greife Artikel 1 des Kartellgesetzes, argumentiert der Verband. Aus dem gleichen Grund soll die Fusion der Tamedia-Titel vereitelt werden. Die Weko stehe in der Verantwortung, den Abbau der Demokratie relevanten publizistischen Vielfalt zu verhindern.

Die Gewerkschaft Syndicom verlangte angesichts des angekündigten Zusammenschlusses ein Bekenntnis, dass im neuen Unternehmen keine Entlassungen vorgenommen werden.

Die St. Galler Regierung versteht den Entscheid aus wirtschaftlicher Sicht. Sie ist jedoch auch besorgt. Eine starke und gut funktionierende Medienlandschaft sei für die Ostschweiz von zentraler Bedeutung. Durch die weitere Konzentration der Medienlandschaft könnten die regionalen Bedürfnisse nicht mehr genügend abgedeckt werden.

Der Zusammenschluss tangiert womöglich auch das Churer Medienhaus Somedia des Verlegers Hanspeter Lebrument. Deren Tageszeitung Südostschweiz arbeitet seit Jahren mit der Aargauer Zeitung im überregionalen Teil eng zusammen. Somedia müsse die neue Lage zuerst analysieren und vieles noch abklären, sagte CEO Andrea Masüger. (SDA)

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