NZZ-Regionalmedien verlagern Korrektorat nach Bosnien-Herzegowina

Weil die NZZ Regionalmedien sparen müssen, verlagern sie das Korrektorat ins Ausland. Die Zeitungsartikel werden künftig statt in St. Gallen oder Luzern in Bosnien-Herzegowina korrigiert.

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Pascal Hollenstein, publizistischer Leiter der NZZ Regionalmedien, zu denen das St. Galler Tagblatt und die Luzerner Zeitung gehören, begründete die Auslagerung der Korrektorate der beiden Zeitungen mit dem Spardruck. Er bedauere diesen Schritt. Er sei vor der Wahl gestanden, das Korrektorat ins Ausland zu verlagern oder ganz darauf zu verzichten.

Die Korrektoratsarbeiten würden extern an ein deutsches Unternehmen vergeben, sagte Hollenstein im Interview. In Zukunft sollen junge Frauen in Banja Luka die Artikel auf Fehler prüfen. Die Mitarbeiterinnen seien ehemalige Flüchtlinge, die während des Jugoslawienkrieges in deutschsprachigen Ländern Zuflucht gefunden hätten. Viele von ihnen hätten Germanistik studiert, sagte Hollenstein weiter. Die Korrektorinnen würden nun systematisch auf die in der Schweiz gebräuchlichen sprachlichen Besonderheiten, sogenannte Helvetismen, vorbereitet.

Dass die Korrektorat-Arbeiten ausgelagert werden, hatte die NZZ-Gruppe bereits am Dienstag bekannt gegeben, als sie vermeldete, dass die Ostschweiz am Sonntag ab November nur noch als E-Paper erscheinen werde. Fünf Mitarbeitenden aus dem Bereich Verlagsservices und Druck werde gekündigt, vier weiteren werde die frühzeitige Pensionierung angeboten.

Die Gerkschaft Syndicom drohte am Freitagvormittag, bei der NZZ-Gruppe vorstellig zu werden, falls dieser Anbieter das Korrektorat nicht zu Gesamtarbeitsvertrags-Bedingungen ausführen sollte. «Solches Lohndumping würde der NZZ-Gruppe, die bisher Qualität als Merkmal verkaufe», schlecht anstehen, schrieb Syndicom. (SDA)

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