Grossbritannien sucht neue Presse-Ethik

Die britische Presse braucht dringend neue ethische Standards, darf aber in ihrer Freiheit nicht eingeschränkt werden. Das sagte der Vorsitzende einer richterlichen Untersuchungskommission, Brian Leveson, am Montag in London. Die Pressefreiheit sei für die britische Demokratie fundamental wichtig.

Die Kommission, die in den kommenden Monaten die Arbeitsmethoden in Redaktionen untersuchen will, ist Teil der Aufarbeitung des Skandals um die Zeitung News of the World. Am Ende sollen unter anderem Empfehlungen stehen, wie Interessen von Presse, Politik und Polizei in Zukunft besser auseinandergehalten werden könnten.

Der Skandal um das zum Konzern von Rupert Murdoch gehörende Blatt News of the World hatte zutage befördert, dass das Abhören von Telefonen und Bestechungsgelder an die Polizei dort gängige Methoden waren. Im Juli war das Taditionsblatt eingestellt worden.

Immer wieder waren Gerüchte aufgekommen, ähnliche Mittel würden auch bei anderen Zeitungen und Medien eingesetzt. Die britische Regenbogenpresse ist bekannt für ihre oft freimütige Berichterstattung – der News of the World-Skandal aber hat das Vertrauen der Briten in ihre Medien insgesamt geschwächt. Nur 38 Prozent von ihnen glauben, was sie in der Zeitung lesen, so das Ergebnis einer am Montag veröffentlichten Umfrage. Gut die Hälfte der Befragten gab an, der Skandal habe ihren Glauben in die Medien insgesamt gesenkt.

Justizminister Kenneth Clarke forderte am Montag eine schärfere Selbstregulierung der Medien. Nur, wenn diese funktioniere, könnten die Medien einer staatlichen Mit-Kontrolle entgehen. Bei den Anhörungen könnten in den kommenden Wochen unter anderem die Eltern eines jungen, ermordeten Mädchens in den Zeugenstand berufen werden, deren Telefon angezapft worden war. Auch die Schauspieler Sienna Miller und Hugh Grant, die Harry Potter-Autorin Joanne K. Rowling und die Eltern des vermissten Mädchens Madeleine McCann könnten befragt werden. (SDA/DPA)
 

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