Schaffhauser Nachrichten: Gute Erfahrungen mit Bezahl-Plattform

Als erstes Medienunternehmen der Schweiz wagten es die Schaffhauser Nachrichten Anfang Jahr, ihren Online-Auftritt kostenpflichtig zu machen. Die Erfahrungen der ersten drei Monate sind gemäss eigenen Angaben gut.

Drei Monate nach dem Start haben sich 20 Personen für ein Online-Abonnement der Schaffhauser Nachrichten (SN) entschlossen. Damit erhalten diese Abonnenten für den Preis von jährlich 299 Franken Zugang zu allen Artikeln der SN sowie zu den tagesaktuellen Agenturmeldungen. Alle anderen, die ohne Online-Abo die Website der SN besuchen, werden bei jedem Klick an den Abo-Service verwiesen.

Mit der Zahl von 20 Abonnenten sei man zufrieden, sagte Verleger Norbert Neininger am Dienstag auf Anfrage der Nachrichtenagentur SDA. Ziel der Umstellung sei es nicht gewesen, möglichst viele neue Online-Abonnenten zu finden. «Wir wollten nur verhindern, dass unsere Artikel gratis gelesen werden können.»

Wegen Gratis-Onlinelesern benachteiligt

Er erhalte nun oft Rückmeldungen von Abonnenten, die es schätzen würden, dass sie gegenüber den Gratis-Onlinelesern nicht mehr benachteiligt würden. Viele hätten es nicht geschätzt, dass sie 354 Franken für ein Print-Abonnement bezahlt hätten und die Artikel noch am gleichen Tag kostenlos ins Internet gestellt worden seien.

Ob sich dieses Modell langfristig bewähre, müsse sich nun erst noch weisen, sagte Neininger weiter. Negative Begleiterscheinung ist etwa, dass die Zugriffszahlen auf die Website um 30 Prozent abgenommen hat. Dies gilt auch für den Online-Auftritt von Radio Munot, das ebenfalls zum Medienhaus Meier + Cie gehört.

iPhone-Applikation und digitale Sonntagsausgabe

Der kleine Verlag aus der Nordschweiz beschreitet bei den elektronischen Medien auch mit anderen Projekten neue Wege: In den kommenden Wochen wird die SN eine kostenpflichtige iPhone-Applikation auf den Markt bringen. Wie der Onlineauftritt auch sei diese App für Abonnenten gratis und für alle anderen «eher teuer».

Der genaue Preis steht gemäss Neininger noch nicht fest. Im Juli diesen Jahres wagen sich die Schaffhauser an das nächste Projekt: Die SN lancieren eine digitale Sonntagsausgabe ausschliesslich für iPad und iPhone.

Tamedia: Kostenpflichtige iPad-Applikation noch in diesem Jahr

Auch beim Medienkonzern Tamedia macht man sich Gedanken darüber, welche Inhalte künftig gratis sein sollen und welche etwas kosten. Wie ein Sprecher erklärte, werde Tamedia in dieser Frage aber keine Schwarz-Weiss-Entscheidung treffen. Klar sei, dass tagesanzeiger.ch/newsnetz kostenlos bleiben werde, da diese erfolgreich unterwegs sei.

Anders sieht es bei iPad-Applikationen aus, die noch 2011 auf den Markt kommen sollen: Tamedia plant, gewisse Angebote kostenpflichtig zu machen – vor allem jene, die vom Inhalt her näher an der gedruckten Zeitung sind. Damit sich die traditionellen Tages-Anzeiger-Abonnenten nicht übergangen fühlen, will Tamedia zudem die Zahl der Print-Geschichten senken, die gleichentags kostenlos auf tagesanzeiger.ch/newsnetz gestellt werden.

NZZ: Einzelne Artikel kaufen

Auch bei der Neuen Zürcher Zeitung glaubt man an bezahlte Inhalte. «Ich gehe davon aus, dass wir das einführen werden», sagte Chefredaktor Markus Spillmann letzte Woche gegenüber der österreichischen Zeitung Der Standard. Die tagesaktuellen Meldungen, etwa von Agenturen, würden auch in Zukunft gratis bleiben, sagte Peter Hogenkamp, Leiter digitale Medien, auf Anfrage der SDA. Man kläre gegenwärtig, ob und wie man weiterführende Inhalte kostenpflichtig anbieten wolle.

Wie auch Tamedia setzt auch die NZZ nicht auf eine so genannte Paywall, also eine Mauer zu kostenpflichtigen Angeboten. Man prüfe derzeit ein Modell, bei dem der Leser je nach Interesse einzelne Texte kaufen könnte. (SDA)
 

Schaffhauser Nachrichten: Onlineauftritt wird multimedial und kostenpflichtig

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