Nun will Moritz Suter mit der BaZ abheben

Mit einer Reihe von Massnahmen will Moritz Suter das Vertrauen in die Basler Zeitung zurück gewinnen: Die Situation des Unternehmens beschönigt er nicht, auch hält er sich mit Kritik an der bisherigen Führung nicht zurück. Doch eine eigentliche Strategie fehlt dem Luftfahrtpionier noch - insbesondere für die defizitären Druckereien.

Der ehemalige Crossair-Gründer Moritz Suter hat von Tito Tettamanti und Martin Wagner 100 Prozent der Basler Zeitung Medien (BZM) erworben. Er ist damit ab sofort alleiniger Besitzer des Medienunternehmens und Verleger der Basler Zeitung und des Gratisblattes Baslerstab. Auch auf der Ebene Verwaltungsrat kommt es zu einer Bereinigung: Martin Wagner und Bernhard Burgener räumen das Feld, Suter ist als VR-Präsident derzeit das einzige Verwaltungsratsmitglied. Er werde nun neue Personen als Verwaltungsratsmitglieder anfragen, sagte er an einer kurzfristig einberufenen Medienkonferenz. Namen nannte er aber keine.
Somm geniesst Suters Vertrauen
Klar ist aber: Der Medienjurist Wagner wird Suter nicht einmal mehr als Rechtskonsulent dienen. «Wir wollen eine saubere Trennung», sagte Suter. Auch das Mandat von Christoph Blochers Beratungsfirma Robinvest wird beendet, und der Holdingsitz der BZM wird wieder von Zug nach Basel zurückverlegt. «Ziel ist es, die Situation bei der BaZ zu beruhigen und die Glaubwürdigkeit gegenüber Kunden, Lieferanten und Abonnenten wieder herzustellen», sagte Suter. Insbesondere gelte es, das Vertrauen der Banken zurück zu gewinnen, «damit diese uns weiterhin Kredite geben.» An Chefredaktor Markus Somm aber, der in den vergangenen Wochen das Vertrauen der BaZ-Redaktion verloren hatte, hält Suter ausdrücklich fest. «Herr Somm hat mein Vertrauen, und ich werde mich dafür einsetzen, dass er und die Redaktion ein gutes Team werden», meinte Suter selbstbewusst. Somm habe frischen Wind in die BaZ gebracht, was er persönlich befürworte. «Zusammen mit Herrn Somm stehe ich aber dafür ein, dass die BaZ keine SVP-, aber auch keine SP- oder CVP-Zeitung wird, sondern eine Plattform für alle Meinungen und Themen.»
100 Millionen Schulden und operativ noch immer rot
Zur Situation des Unternehmens nahm Suter kein Blatt vor den Mund: Erstens habe die BZM mehr als 100 Millionen Franken Schulden, zweitens schreibe sie auch operativ nach wie vor rote Zahlen. Suter sprach gar von einem «siebenstelligen Verlust» in diesem Jahr. Das erstaunt, hatte doch Wagner bisher immer behauptet, dass das Unternehmen per Ende 2010 wieder schwarze Zahlen erreichen würde. Gemäss Suter scheint das aber nicht einmal dann der Fall zu sein, wenn man die ausserordentliche Erträge aus dem Verkauf von fünf Lokalblättern im letzten Sommer einrechnet. Immerhin: Den Zustand der BaZ für sich allein bewertet Suter als «positiv», die hauseigenen Druckereien – den Zeitungsdruck und die Spezialdruckerei Birkhäuser + GBC – hingegen bezeichnete er als «Klumpfuss». Und er machte keinen Hehl daraus, dass er für einen Verkauf offen wäre. «Aber ich kann heute keine fertige Lösung präsentieren», gestand er ein. Kooperationsespräche mit den AZ Medien von Peter Wanner mochte er zwar nicht ausschliessen, er wollte ihnen aber auch nicht erste Priorität einräumen.
«Wie die Jungfrau zum Kind»
Auf die Frage, ob ein Personalabbau anstehe, gab er keine konkrete Antwort. Er werde vorerst die Crew übernehmen, die er habe. Er betonte ferner, dass er das Unternehmen noch nicht gut kenne. Er habe Tettamanti letzten Freitag erstmals in Lugano getroffen, und am Montagabend habe man dann den Kaufvertrag unterschrieben. «Ich kam zur Basler Zeitung wie die Jungfrau zum Kind», sagte er lachend. «Denn ich wollte nicht zuschauen, wie das Unternehmen in den Keller gefahren wird.»
Dies war nicht die einzige Kritik an seinen beiden Vorgängern. Den Entscheid, die Firma Robinvest mit Blocher zu engagieren, bezeichnete Suter als «nicht eben glücklich». Weiter liess er durchblicken, dass er die von Wagner geäusserte Renditeerwartung von 10 Prozent im nächsten Jahr als masslos überhöht betrachtete. Gegenüber dem DRS-Regionaljournal rechnete er etwa vor, dass bloss Tamedia auf eine Rendite von etwa 10 Prozent komme – dank 20 Minuten. Die NZZ erreiche etwa 5 Prozent, und die ZürichseeZeitung, bei der Suter 18 Jahre im Verwaltungsrat war, komme auf 3 Prozent. «Es hat doch keinen Sinn, etwas zu fordern, an das selbst intern niemand glaubt», sagte er.
Geburtshelfer für 100prozentige Basler Lösung
Der bisherige BZM-VR-Präsident Martin Wagner bekannte an der Pressekonferenz, dass er mit seinem Projekt gescheitert ist. Aus der BaZ eine Zeitung in Basel und für Basel zu machen, sei nur möglich, wenn man auf eine breite Akzeptanz stosse. «Mit dem Verkauf gestehen wir ein, dass das Duo Wagner und Tettamanti nicht mehr die Basis dieses Unternehmens sein kann», sagte er. Von einer Niederlage mochte Wagner aber nicht sprechen: Er sehe sich weiterhin «als Geburtshelfer für eine 100-prozentige Basler Lösung». Moritz Suter pflichtete ihm bei: «Die Herren Wagner und Tettamanti haben tatsächlich Stärke bewiesen, denn mit dem Verkauf ermöglichen sie einen Neuanfang.» Das sei wie bei einer Weltraumrakete: Sei die erste Stufe abgebrannt, werde die nächste gezündet, sagte der Basler Flugpionier.
Verlegerpräsident Hanspeter Lebrument lobt Suters Engagement
In einer ersten Stellungnahme lobte Hanspeter Lebrument, Präsident des Verbands Schweizer Medien, Suters Engagement bei der BZM «als guten Befreiungsschlag». Wenn einer Zeitung der Verlust der Glaubwürdigkeit drohe, sei der Einstieg eines lokalen Investors oder einer einheimischen Familie «sicher eine gute Lösung». Das sei jedenfalls besser als das, was in Luzern oder in der Ostschweiz geschehen sei, wo man alles nach Zürich verkauft habe.
Markus Knöpfli

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