Schweizer Markt fragt nicht nach geschlechtsneutralen Kinderkleidern

John Lewis hat in England genderneutrale Kinderkleider lanciert. In der Schweiz scheint die Nachfrage danach gering. Die Motivation der Anbieter, etwas am Status Quo zu ändern, ist entsprechend klein.

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Die Lancierung hat in England zu einem Modestreit geführt. Während die einen die Handelskette John Lewis für den Mut loben und die neutralen Kinderkleider als ersten Schritt in die richtige Richtung sehen, stören sich die anderen an einem Übermass an politischer Korrektheit. Der konservative Parlamentarier Bridgen schimpft: «Mich nähme ja wunder, wieviele Eltern zu John Lewis gehen, um für ihren sechsjährigen Sohn ein Kleid zu kaufen. Männer und Frauen sind biologisch verschieden (…). Wieso sollten Sie als Eltern eines Jungen Zeit damit verschwenden, sich durch die Kleidchen-Abteilung zu kämpfen?».

John Lewis geht es darum, in den Kinderkollektionen keine Gender-Stereotypen mehr zu forcieren. In der Praxis bedeutet dies zum Beispiel, dass auf Kleidungsstücken mit Mädchenschnitt auch vermeintliche Jungen-Sujets wie Dinosaurier zu sehen sind. John Lewis hat laut Nytimes.com bereits zu Jahresbeginn Unisex-Babykleidung lanciert. Beim Unternehmen denkt man zudem darüber nach, die Aufteilung in Buben- und Mädchenabteilung aufzuheben.

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Gender-Stereotypen bei Kindermode sind in England ein vieldiskutiertes Thema. Im Mai wurde die Supermarktkette Asda für einen Kinderpullover mit der Aufschrift «Boys will be Boys» kritisiert. Ein Slogan, der Kindern eintrichtere, Männer könnten ihr schlechtes Benehmen stets damit entschuldigen, halt Männer zu sein, so der Vorwurf. Die selbe Supermarktkette verkaufte für Knaben Kleidungsstücke mit Aufschriften wie «Future Scientist», während auf den Kleidern der Mädchen Sprüche wie «Hey Cutie!» oder «Ponies Rock» zu lesen waren.

In der Schweiz besteht keine Nachfrage

Ob genderneutrale Kinderkleidung auch in der Schweiz ein Thema sei, hat die Zeitung Schweiz am Wochenende nachgefragt. Die Migros führt demnach Unisex-Kinderkleidung nur bei Strumpfwaren und Regenbekleidung – der Wunsch nach einem Sortimentsausbau werde von der Kundschaft «nur sehr vereinzelt geäussert» sagt Sprecherin Monika Weibel. Bei den Mädchen sei der Besteller seit Jahren die Farbe rosa, die von Knaben kaum getragen würde, so Weibel. Da neutrale Sujets deutlich schlechter verkauft würden, sei eine Änderung der Praxis nicht vorgesehen. Für Babys hingegen werden in der Migros seit Jahren Unisex-Kleider angeboten.

Ähnlich tönt es auf Anfrage der Schweiz am Sonntag auch bei Manor, C&A und dem Charles-Vögele-Käufer OVS: Da eine zu geringe Nachfrage nach genderneutraler Kinderkleidung bestehe, bestünden diesbezüglich keine Pläne. (hae)

Fotos: John Lewis

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