Oberengadiner Bergbahnen lancieren ein im Alpenraum einzigartiges Preismodell

In Zürich stellten die Oberengadiner Bergbahnen ihr neues, dynamisches Preismodell vor. Die Preise variieren von Tag zu Tag, starten bei 45 Franken und sind nach oben offen.

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«Über Dynamic Pricing wurde in der Vergangenheit viel geredet – aber wir sind die ersten, die es konsequent anwenden», so Markus Meili, CEO Engadin St. Moritz Mountains, am Dienstag vor geladenen Medienvertretern. Konsequent bedeutet: Ab September werden die Preise im Oberengadin vollständig und dynamisch durch flexible Faktoren bestimmt, die fixen Preise für Tages- und Mehrtageskarten gehören bald der Vergangenheit an. Die Preise werden festgelegt durch den Buchungszeitpunkt, die Anzahl Gäste, die an einem spezifischen Tag einen Skipass kaufen wollen sowie den Grundpreis, der für jeden Tag individuell und aufgrund der letztjährigen Erfahrungen bestimmt wurde.

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Mit anderen Worten: Je früher die Buchung und je niedriger die Anzahl Gäste, desto tiefer der Preis. Dieser beginnt an eher wenig populären Tagen bei 45 Franken und steigt, je mehr Gäste sich für den entsprechenden Tag entscheiden – und je länger man mit der Buchung wartet. Bis 15 Tage vor dem Einlösetag profitieren die Gäste von 30 Prozent Frühbucherrabatt.

Beispiel 1 zeigt einen Tag, der erfahrungsgemäss eher wenige Menschen auf die Piste lockt: der 29. März. Bucht man am 1. September – vor allen anderen – profitiert man insgesamt von 44 Prozent Rabatt gegenüber dem Vorjahrespreis von 82 Franken. Der Frühbucherrabatt bleibt bis zum 14. März unverändert, die Preisveränderung durch eine steigende Nachfrage wirkt sich schon vorher auf die Preise aus:

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Beispiel 2 zeigt einen der beliebtesten Tage des Jahres – der 28. Dezember. Hier ist der Einstiegspreis höher, das Sparpotential geringer. Und wenn man den richtigen Buchungszeitpunkt verpasst, bezahlt man am Ende unter Umständen wesentlich mehr für die Tageskarte als im vergangenen Jahr. Die Verantwortlichen gehen aufgrund der Erfahrungswerte von der Annahme aus, dass dies an Spitzentagen bis zu 105 Franken für das Ticket bedeuten könnte. Wie hoch die Preise am Ende wirklich gehen, weiss aber zum jetzigen Zeitpunkt niemand – gegen oben ist das Preismodell vollständig dynamisch und wird nicht durch eine Obergrenze «gedeckelt». Wer früh genug bucht, fährt aber selbst an den Top-Tagen günstiger als noch im vergangenen Jahr.

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Im Gegensatz zu anderen Destinationen, die für ihre dynamische Preismodelle das Wetter miteinbeziehen – etwa Andermatt-Sedrun –, belässt man es im Oberengadin bei den besagten Faktoren. «Wir wollen nicht Schönwetterfahrer bestrafen, sondern Frühbucher belohnen», sagt Markus Meili.

Auslastung steigern statt Rabattschlacht

Mit dem neuen Preismodell will man auf die insgesamt rückläufige Anzahl Skitage und eine extrem kurzfristige, wetter- und angebotsabhängige Nachfrage reagieren. Die Anzahl der verkauften Skitage und somit auch der Umsatz sollen gesteigert, die Auslastung der Skigebiete über die Saison verbessert werden. Und das bei einem durchschnittlich gleichbleibenden Preis pro Skitag. An Spitzentagen könnte das Modell eher zu einer Entlastung der Pisten führen. «Die Dynamisierung hat nichts damit zu tun, die Preise zu senken», sagt Thomas Walther, Hotelier und Vize-Präsident von Engadin St. Moritz Mountains. Dies sei der grosse Unterschied zu den Rabattschlachten, auf die einige Gebiete in den letzten Jahren setzten: «Sie generieren keine treue Kundschaft und sind ruinös». Mit dem Preismodell komme man einem steigenden Bedürfnis der Gäste nach Flexibilisierung nach – etwa wenn sie nicht an Familienferien gebunden seien und davon profitieren möchten.

Hoher Erklärungs- und Schulungsbedarf

Das Preismodell nennt sich «Snow-Deal». Die Kommunikation konzentriert sich in einer ersten Phase vor allem auf interne Massnahmen in den Skigebieten, da die Neuerung einen hohen Erklärungs- und Schulungsbedarf erfordert. Zu einem späteren Zeitpunkt wird die breite Öffentlichkeit mittels Kampagne mit der Funktionsweise des Dynamic Pricing vertraut gemacht. Damit soll verhindert werden, dass Gäste überrascht (und konsterniert) über Neujahr vor der Kasse stehen und über die hohen Preise staunen. Der endgültige Preis wird übrigens jeweils am Vorabend festgelegt und verändert sich am darauffolgenden Tag nicht mehr.

Die Buchung soll online über einen einfachen, übersichtlichen Web-Shop erfolgen: Mittels Schieberegler kann der Gast den Preis für sein Ticket in Echtzeit verändern. Die Applikation ist noch nicht fertig entwickelt, soll aber allerspätestens bis zum Buchungsstart am 1. September 2018 bereitstehen. Weiterhin können die Tickets an der Kasse, den heute bekannten Verkaufspunkten sowie über zusätzliche Plattformen gekauft werden. (hae)

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