Tanzende Influencerinnen: Koreanische Superstars zu Gast in der Schweiz

Im April bereiste die koreanische Girlgroup Twice die Schweiz und hinterliess in den Sozialen Medien vielbeachtete Spuren. Gegenüber der Werbewoche erklären die Verantwortlichen die Influencer-Kampagne.

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Auf die Geschichte aufmerksam geworden ist 20 Minuten am vergangenen Donnerstag: Im Internet verbreitet sich ein Amateur-Video des Berner Zytglogge-Turm viral und weist bereits über 1,3 Millionen Views auf. Der Grund für das rege Interesse: Im Vordergrund tanzt eine Gruppe junger Asiatinnen. Während die Schweizer Passanten eher verwundert und unbeteiligt zuschauen, sorgt die Aufnahme in Südkorea für Begeisterung: Die Damen sind in ihrer Heimat Superstars. Twice ist eine populäre K-Pop-Band, die mit dem letzten Album die Spitze der südkoreanischen Charts eroberte.

Die Inszenierung in der Berner Altstadt ist natürlich kein Zufall, sondern Kalkül. Die Einladung der Band wurde von Schweiz Tourismus Südkorea initiiert, wie Nicole Schaffner, Kommunikationsleiterin von Bern Tourismus, auf Anfrage der Werbewoche erklärt. «Aufgrund der langjährigen und guten Partnerschaft mit Bern Tourismus sind sie mit diesem spannenden Projekt auf uns zugekommen, was uns natürlich sehr gefreut hat.»

Bern war die erste Station der Reise, die von Schweiz Tourismus Südkorea zusammengestellt wurde. Das Programm und die Betreuung wurde von Bern Tourismus organisiert. Nebst dem Altstadt-Auftritt tanzte die Band auch auf dem Schilthorn. Anschliessend ging die Reise weiter nach Montreux.

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«Die Vorbereitungen für die Reise begannen bereits im letzten Jahr», erklärt Janice Jo von Schweiz Tourismus Südkorea gegenüber der Werbewoche. Dabei habe man mit verschiedenen regionalen Partnern zusammengearbeitet, um die zahlreichen teils schwierigen Herausforderungen – zum Beispiel das Essen für die 40-köpfige Gruppe – meistern zu können. «Alle Schweizer Partner, inklusive Bern Tourismus, handelten höchst professionell und haben uns mit vollem Einsatz unterstützt – dafür sind wir ihnen dankbar», so Jo.

Fan filmt Auftritt

Das weitverbreitete Zytglogge-Video fällt durch amateurhafte Kameraführung, laute Umgebungsgeräusche und viel zu leise Musik auf. Die Frage drängt sich auf, wieso man in Bern die Chance auf den grossen Auftritt nicht mit einer professionelleren Inszenierung genutzt hat. Nicole Schaffner beantwortet sie: «Das besagte Video stammt von einem weiblichen Fan, welche während ihrer Ferien in Bern zufällig Zuschauerin dieser Tanzeinlage geworden ist – und ihr Glück kaum fassen konnte, wie man in ihrem Kommentar lesen kann.» Die junge Frau erzählt in der Videobeschreibung zum Beispiel, dass sie vor lauter Emotionen Nasenbluten bekommen habe.

Twice sei aber von einem Filmteam begleitet worden, dessen Aufnahmen Ende Mai in Südkorea veröffentlicht werden sollen. «Die geplanten Resultate dieser Tour sind unter anderem Reality TV-Shows im Fernsehen wie auch online sowie die Produktion von DVDs und von Fotostrecken in Magazinen. Die Tour durch die Schweiz fand unter dem Motto Knock! Knock! Switzerland statt, dies in Anlehnung an ihren Hit Knock Knock».

Dass Fans die Aufnahmen veröffentlichen, bevor die offiziellen Kanäle diese publizieren, war eigentlich nicht geplant. «Twice-Fans aus ganz Europa reisten in die Schweiz um einen Blick auf ihre Idole zu erhaschen und Fotos und Videos davon in die Sozialen Medien zu stellen», so Janice Jo. «Die Kontrolle über die Aufnahmen ist uns schnell entglitten – was aber natürlich ganz in unserem Sinn war».

Wird diese Art von Influencer Marketing mit asiatischen Stars Schule machen? «Wenn sich die Möglichkeit ergibt und Potenzial da ist, sicherlich», sagt Nicole Schaffner. Es sei nicht das erste Mal, dass man in Bern berühmte asiatische Gäste habe empfangen dürfen, da sich gerade Schweiz Tourismus Südkorea in dieser Hinsicht stark engagiere. So war beispielsweise im März bereits die berühmte Schauspielerin und Model Lee Syung-Kung für ein Fotoshooting in Bern.

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Stars profitieren vom Schweizer Image

Bleibt noch die Frage, wieso die asiatischen Stars überhaupt in die weitentfernte Schweiz reisen. Wollen sie auch in Europa auf sich aufmerksam machen? Spielt Geld eine Rolle? Janice Jo winkt ab. «Es geht bei solchen Projekten nicht um Geld. Die Prominenten profitieren aber vom sauberen und natürlichen Image, das die Schweiz in Asien geniesst». Durch Auftritte in den eindrücklichen Alpen-Landschaften, die in Südkorea vor allem mit Heidi in Verbindung gebracht würden, färbe das positive Image der Schweiz auf die Stars ab.

Davon wiederum profitiere Schweiz Tourismus, sagt Jo: «In Korea lassen sich die Menschen stark davon beeinflussen, was Prominente über alle medialen Kanäle veröffentlichen. Wohin sie reisen, welche Mode sie tragen, welche Trends sie zeigen». Dies sei der Grund, wieso man bei Schweiz Tourismus Südkorea so stark auf Influencer setze. Weitere Projekte in dieser Richtung seien in Planung. So soll im September 2017 beispielsweise erstmals eine über die Landesgrenzen hinaus bekannte Schweiz-Botschafterin bestimmt werden, welche die Vorzüge des Landes in Südkorea weiter bekanntmacht. (hae)

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