Acht Abgänge bei Radio Pilatus, Tele 1, Grips und PilatusToday

Mit dem Abgang des bekannten Luzerner Radiomoderators Maik Wisler und sieben weiteren Kündigungen nimmt die Fluktuationsrate bei den elektronischen Medien von CH Media in der Zentralschweiz massiv zu. Radio-Chef Florian Wanner bezieht zu den Vorwürfen Stellung, dass die Mitarbeitenden mit der trimedialen Berichterstattung oft überfordert seien und das Team seinen Chef zu wenig spüre.

Florian Wanner, Radio-Chef bei CH Media, bezieht Stellung zur aktuell hohen Fluktuationsrate bei den elektronischen Medien von CH Media in der Zentralschweiz. (Bild: CH Media/Thomas Buchwalder)

Bereits Ende Februar verliess Tele-1-Moderatorin Sedrina Schaller den Zentralschweizer TV-Sender. Schaller arbeitet seit Anfang Mai nun im Teammanagement beim deutschen Bundesligisten Borussia Mönchengladbach.

Die Redaktorin Irene Müller verliess PilatusToday auf Ende Januar Richtung Swiss Regiomedia, dort schreibt und redigiert sie seit März für die Luzerner Rundschau.

Gekündigt hat auch Andrée Getzmann. Beim News-Portal PilatusToday hat die 40-Jährige vor allem am Desk gearbeitet und dort die Tagesleitung gemacht. Getzmann «will die Chance packen» und startet am 1. Juli bei SRF in der News-Abteilung Online.

Ebenfalls die Kündigung eingereicht hat Monica Gambuti. Bei Radio Pilatus / Tele 1 war Gambuti im Verkauf tätig, dies bereits seit 2007.

Primetime-Moderator bald weg vom Mikrofon

Noch länger im Team des hörermässig zweitstärksten Privatradios der Schweiz war Maik Wisler. Der Morgenshow-Moderator verlässt den Sender nach 16 Jahren. «Ich habe mich entschieden, noch einmal Vollgas zu geben», sagt Wisler zu Werbewoche.ch. Der 39-Jährige arbeitet noch bis Ende Juli bei Radio Pilatus. Wohin er wechselt, kann er noch nicht sagen: «Ich stehe total auf Unterhaltung, und in diesem Sektor habe ich nun ein auf mich zugeschnittenes Angebot erhalten, auf das ich mich extrem freue!» Ob es sich bei seinem neuen Arbeitgeber um Energy Luzern handelt, das im August startet, liess Wisler offen. Auch Roger Spillmann, Chief Radio Officer der Energy Gruppe Schweiz, will sich noch nicht in die Karten schauen lassen. «Wir werden zu gegebener Zeit über das Team von Energy Luzern informieren.»

Ebenfalls auf dem Sprung bei Radio Pilatus befindet sich Redaktorin Giulia Jung, in der TV-Sparte verlassen Remo Krapf und David Ramseier CH Media bald. Video-Editor Krapf steigt in die Glaserei seines Vaters ein, und Werbeproduzent Ramseier arbeitet nur noch bis Ende Juni bei Grips, der Video- und Audio-Produktionsschmiede von CH Media.

Team mit Löhnen nicht zufrieden

Seit 2015 war David Ramseier bei Tele 1 für die Publireportagen für Kunden aus der Region Luzern zuständig. Der 36-Jährige hat nun gekündigt, um bei einer Bank in Zürich als Multimedia Produzent zu arbeiten. Wie Ramseier sagt, war er schon länger mit dem Lohn bei CH Media nicht mehr zufrieden. «Man verlangte immer mehr von uns, kam dem Team aber bei den Löhnen nicht entgegen.»

«Stellenwechsel sind Teil eines jeden Berufslebens und auch wichtig sowie richtig, damit der Arbeitnehmende seinen Arbeitserfahrungsschatz weiter ausbauen kann», sagt der Radio-Verantwortliche bei CH Media, Florian Wanner. Bei den erwähnten Mitarbeitenden handle es sich um individuelle Beweggründe für deren Stellenwechsel.

Hört man sich bei den Mitarbeitenden von Radio Pilatus, PilatusToday, GRIPS und Tele 1 aber um, registriert man aber eine gewisse Unzufriedenheit. Vor allem Team-Mitglieder bei Radio Pilatus klagen beispielsweise, dass seit dem Ausscheiden des langjährigen CEOs Joachim Freiberg keine Führung mehr zu spüren sei. Der Vorwurf: vorne wisse niemand was hinten laufe und umgekehrt, was immer wieder zu grossen Problemen führe. Nach 23-jähriger Tätigkeit als CEO von Radio Pilatus habe Joachim Freiberg den Zentralschweizer Radiosender massgeblich geprägt, erklärt Florian Wanner. «Wenn nach so einer langen Zeit eine neue Leitung das Ruder übernimmt, führt dies unweigerlich zu Veränderungen in der Führung.»

Nicht physisch präsent in Luzern

Der Leiter Radio bei CH Media hat kein Büro in Luzern und ist laut dem Team nur ganz selten in den Räumlichkeiten des Luzerner Maihofs zu sehen. Weil Wanner an den fünf Standorten der Mediengruppe für insgesamt neun Radiosender verantwortlich zeichnet, sei es ihm nicht möglich, täglich an jedem Standort physisch präsent zu sein. «Ich bin jedoch im regelmässigen Austausch mit allen Standorten und habe für Anliegen jedes Mitarbeitenden immer ein offenes Ohr», betont der 32-Jährige gegenüber Werbewoche.ch.

An jedem der CH-Media-Standorte sei ein Chefredaktor (in Luzern Matthias Oetterli), ein Redaktionsleiter Radio/Today (in Luzern Yanik Probst), ein Programmleiter (in Luzern Thomas Zesiger) sowie ein Verkaufsleiter (in Luzern Sascha Vonesch) tätig. Sie würden die Medien vor Ort verantworten und seien die direkten Ansprechpersonen für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Wird den Mitarbeitenden zu viel zugemutet?

Einige Personen bei den elektronischen Einheiten von CH Media leiden offenbar unter der trimedialen Arbeit. So müsse man heute gleichzeitig Radio, TV und Internet machen, was immer wieder zu grossem Stress führe. Mutet Wanner seinem Personal zu viel zu? Mit dem Ausbau der Today-Portale hat man an den jeweiligen Standorten fortwährend konvergente Redaktionen eingeführt. Pilatus Today ist im März vor einem Jahr live gegangen (Werbewoche.ch berichtete). Der wesentliche Unterschied sei, dass eine Geschichte, welche früher für einen Vektor produziert wurde, heute auf allen drei gespielt werde. «Hier sind wir aber bedacht, dass die Mitarbeitenden dort eingesetzt werden, wo ihre Kompetenzen liegen», erklärt Florian Wanner. «Das Wohl unserer Mitarbeitenden hat für uns höchste Priorität.»

Die Verantwortung für Radio Pilatus trägt Florian Wanner seit November 2019. Im März 2020 kam noch PilatusToday dazu. Für Tele 1 ist Kollege Pascal Scherrer, Leiter TV Regional, verantwortlich. Wie Wanner weiter festhält, werden alle acht Abgänge bei Radio, TV und Online neu besetzt.

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