Amazon bleibt die wertvollste Handelsmarke der Welt – und legt zu

Das Ranking der weltweit 25 wertvollsten Retail-Marken zeigt: Amazon bleibt an der Spitze. Der Markenwert wächst um 59 Prozent. Marken wie Woolworths oder Alibaba verlieren massiv.

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Vor vier Jahren stiess Amazon den Platzhirschen Walmart vom Thron der wertvollsten Einzelhandelsmarken. Die damalige Ablösung des Supermarkt-Giganten manifestierte den grundlegenden Wandel der Einzelhandelsbranche und führte zu einer noch stärkeren Digitalisierung der Geschäftsprozesse. Gleichzeitig haben sich Amazon, Alibaba und eBay – die alleine 40 Prozent des Gesamtwertes der 25 wertvollsten Einzelhandelsmarken ausmachen – zu Aushängeschildern der gesamten Branche entwickelt.

Heute ist Amazon mit einem Markenwert von knapp 100 Milliarden US-Dollar (USD) die wertvollste Einzelhandelsmarke der Welt. Das ist ein zentrales Ergebnis des Markenwert-Rankings von Kantar Millward Brown für die Retail-Branche. Das internationale Marktforschungs- und Beratungsunternehmen hat die Rangliste jetzt auf Basis der aus dem Sommer 2016 herausgegebenen Markenwertstudie BrandZ Top 100 veröffentlicht. Die Studie berechnet aus einer einzigartigen Kombination von Finanzkennzahlen und Daten aus Befragungen von über drei Millionen Konsumenten den Wert der wertvollsten Marken weltweit.

Auftraggeber der Studie ist der Medienkonzern WPP. Spitzenreiter Amazon verzeichnet 2016 ein Markenwachstum von 59 Prozent und einen Markenwert von 99 Milliarden US-Dollar, gefolgt von Alibaba mit einem Markenwert von 49,3 Milliarden US-Dollar (-26 Prozent). Auf dem dritten Platz liegt The Home Depot – die Marke zählt zu den Gewinnern und wird mit 36,4 Milliarden US-Dollar (+32 Prozent) bewertet. Die deutschen Unternehmen Aldi und Lidl finden sich ebenfalls unter den Top 25. Aldi beeindruckt mit einem Markenwert von 12,1 Milliarden US-Dollar und belegt mit einer Wachstumsrate von 4 Prozent den achten Platz. Lidl befindet sich mit 6,8 Milliarden US-Dollar und 14 Prozent Wachstum auf Platz 19.

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Amazon will wachsen und weitere Märkte und Produktkategorien für sich gewinnen. Die Grösse sowie die hohe Reputation bei Kunden sind hilfreich, um immer wieder neue Segmente zu erschliessen – etwa den Bereich Frischware. Durch Angebote im Bereich Musik-Streaming und die Amazon Studios verändert das Unternehmen mittlerweile auch die Entertainment- und IT-Branche. Ob Unternehmensdienstleistungen, Lebensmittelhandel, Elektronik, FMCGs oder das Internet der Dinge, Amazon ist allgegenwärtig. Der Retail-Gigant wird zukünftig seine Präsenz in den privaten Haushalten durch Order-By-Voice-Systeme wie Amazon Echo oder Dash-Buttons weiter erhöhen.

Alibaba ist das einzige Unternehmen in diesem Ranking, welches nicht selbst verkauft, sondern eine Verkaufsplattform für andere bietet. Das Unternehmen konzentriert sich auf die gesamte Customer Experience und bietet mit den Portalen Alibaba.com, Tmall.com und Taobao Marketplace sowohl B2B als auch B2C und C2C Services. Daneben stellt Alibaba seinen Nutzern mit Ali-Pay ein eigenes, digitales und gebührenfreies Bezahlsystem zur Verfügung.

The Home Depot, der weltweit grösste Baumarkt, investiert verstärkt in digitale Technologien, um auch junge Konsumenten zu erreichen. Im Vergleich zu anderen Baumärkten hat The Home Depot das Konzept der Ausstellungsräume im Rahmen einer Omni-Channel-Strategie neu durchdacht. Apps ermöglichen beispielsweise die virtuelle Einrichtung der eigenen vier Wände. Das zieht vor allem junge Konsumenten an, die dem Baumarkt idealerweise über verschiedene Lebens- und Wohnphasen treu bleiben sollen.

Aldi verfolgt in Deutschland und in vielen europäischen Märkten einen sehr erfolgreichen Wachstumskurs. In den vergangenen fünf Jahren verzeichnete der Konzern in Grossbritannien zweistellige Wachstumsraten und möchte dort seine derzeit 500 Filialen verdoppeln. Der Erfolg ist unter anderem auf die Abweichung von Aldis üblichem One-Size-Fits-All Konzept zurückzuführen – der Markt richtet sein Angebot individuell an den Bedürfnissen der Konsumenten vor Ort aus. Aldi eröffnet weiterhin grossflächige Märkte, um eine breite Produktpalette anzubieten und Kunden durch eine grosse Frischwarenabteilung anzulocken. Daneben verfolgt der Discounter jedoch ein urbanes Konzept und eröffnet kleinere, städtische Märkte, die beispielsweise mit to go-Ware auf die dortigen Bedürfnisse zugeschnitten sind.

Lidl ist das zweite deutsche Unternehmen in den Top 25 der weltweit wertvollsten Einzelhandelsmarken. Dank seiner aggressiven Niedrigpreis-Strategie ist die Supermarktkette bereits in 27 Märkten vertreten. Der Discounter investiert von allen Supermärkten in Relation zu seiner Grösse am meisten in Werbemassnahmen und fokussiert sich, wie auch Aldi, auf lokale Waren und Bedürfnisse. Neben wöchentlichen Specials überzeugt Lidl auch durch seine Social Media Nutzung, und tritt mit seinen Konsumenten in direkten Kontakt. Auch Lidl will die Shopper Experience zukünftig mit seinem «Store of the Future» Konzept verbessern und sein Sortiment erweitern.

«Der Einfluss neuer Technologien ist in allen Branchen stark spürbar und deren Effekte sind weitreichend. Besonders im Einzelhandel ist es wichtig, eine Strategie zu entwickeln, die On- und Off-Line-Kanäle miteinander verknüpft. Zudem sollte die Kommunikation auf die einzelnen Kanäle abgestimmt und über die Kanäle hinweg konsistent sein – die Top-Retailer berücksichtigen dies bereits», so Bernd Büchner, Geschäftsführer von Kantar Millward Brown in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Der Gesamtwert der fünfundzwanzig wertvollsten Einzelhandels-Marken der Welt ist gegenüber dem Vorjahr um 7 Prozent auf insgesamt 402,142 Milliarden US-Dollar gestiegen.

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